Norbert Elias und der Zwang zur Angstverinnerlichung

By |2022-11-30T07:11:49+00:00Juni 6th, 2021|AnGSt|

Für den Soziologen Norbert Elias haben die modernen Angsterkrankungen zweierlei Ursachen: sich ständig wechselnde Zwänge und ein negatives Selbstbild. Sie lösen bei den Menschen immer wieder ein Angsterleben aus, warum sie auch eine andauernde Bedrohung darstellen. Geprägt werden beide durch die verinnerlichte Angst. Sie produziert am laufenden Band neue Angstvorstellungen und versetzt den Organismus überhaupt erst in einen Zustand der Dauererregung. Elias’ Überzeugung nach wird die Angstverinnerlichung von den Oberschichten erzwungen, die ihre eigene Angst vor Macht- und Prestigeverlust zu bewältigen versuchen. […]

Eifersucht – Die Angst, die Ängste erschafft

By |2023-11-14T07:40:03+00:00Januar 8th, 2021|AnGSt|

Die Aufmerksamkeit von Eifersüchtigen ist von Natur aus auf den „Besitz“ eines anderen gerichtet. Alle ihre Wahrnehmungen, Gedanken und Handlungen wiederum sind darauf programmiert, ihn an sich zu bringen – oder zu zerstören. Zwar wird die Eifersucht heutzutage vor allem mit den Themen „Liebe“ und „Beziehung“ in Verbindung gebracht. Doch an Zwischenmenschlichem ist sie nicht interessiert. Für die Angst zählt schliesslich nur das eigene Überleben. Sie will weder verlieren noch verzichten. […]

Montesquieu und das Prinzip „Furcht“ im despotischen Regime

By |2023-12-22T06:51:37+00:00Mai 19th, 2020|AnGSt|

Charles-Louis de Montesquieu gilt als wichtigster geistiger Vater der amerikanischen Verfassung und bedeutendster Wegbereiter der Französischen Revolution. Sein Kampf gegen die Willkürherrschaft des Absolutismus‘ mündete in der Lehre von der Verteilung der politischen Macht. Sie fand in einer Unzahl moderner Verfassungen ihren Niederschlag. In allen seinen Werken stand die Despotie im Mittelpunkt, die ihre Kraft aus der Angstverbreitung bezieht und heute als Vorläuferin der Diktaturen betrachtet wird. Er war davon überzeugt, dass vor allem Demokratien in Gefahr sind, in eine solche abzudriften. […]

RAF – Terrorangst in Deutschland

By |2022-12-21T07:19:12+00:00September 1st, 2019|AnGSt|

Die „Rote-Armee-Fraktion“ (RAF) war eine linksradikale Gruppe, die zwischen 1970 und 1998 von West-Berlin aus mit Mordanschlägen, Sprengstoffattentaten, Entführungen und Geiselnahmen die damalige Bundesrepublik Deutschland (BRD) in Angst versetzte. Ihr Ziel war es, den „staatlichen Herrschaftsapparat“ zu zerstören und die Ungerechtigkeit durch den Kapitalismus zu beseitigen. Ihre Aktionen haben letztlich aber nicht nur die Furcht vor dem Terror und vor weiblichen Terroristen geschürt. Sie haben auch zur staatlichen Einschränkung der Menschen-, Grund-, und Bürgerrechte geführt. […]

Flucht oder Angriff?

By |2023-12-23T15:00:28+00:00August 5th, 2019|AnGSt|

Die Biologie der Angst ist einfach gestrickt. Der menschliche Organismus ist schliesslich auf Sparmodus eingestellt und verschwendet keine Energie. Sein Minimalismus offenbart sich auch am angeborenen Abwehrverhalten, lässt er dem Menschen in Zeiten der Angst kaum Reaktionsmöglichkeiten offen. Viele Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bezeichnen das Angstsystem daher auch als „archaisch“. Und damit haben sie Recht. Denn es wurde justiert, als der Mensch noch Teil der Natur und Nahrungskette war.  […]

Thukydides und die Furcht der Spartaner

By |2023-11-27T11:02:03+00:00Juni 1st, 2019|AnGSt|

Die Angst ist die wichtigste Triebkraft des Menschen und entscheidet über sein Denken und Verhalten. Davon überzeugt war auch der antike Historiker Thukydides. Sein grösstes Werk dokumentiert den „Peloponnesischen Krieg“ (431-404 v. Chr.), den grössten Krieg in der Geschichte des klassischen Griechenlands – und für manche Wissenschaftler der erste „Weltkrieg“ der Menschheitsgeschichte überhaupt. Als seine Ursache nennt Thukydides die Furcht der Spartaner vor der Athener Konkurrenz. Doch ist das die ganze Angst-Geschichte? […]

Erich Fromm und die Angst vor sozialer Isolierung

By |2023-12-03T09:20:10+00:00Mai 1st, 2019|AnGSt|

Die Angst ist ein Überlebensmechanismus. Ihre Aufgabe ist es, eine gesunde Wechselbeziehung zwischen dem Menschen und seiner Umwelt zu gewährleisten. Wird diese Beziehung gestört, da er sich der ständigen Bedrohung ausgesetzt sieht, erkrankt er irgendwann an ihren biologischen Mechanismen. In den Industrieländern ist die Verbreitung von Ängsten Machtfaktor und Geschäft zugleich. Die „Massen“, ihre „Meinungen“ und ihr „Verhalten“ sollen schliesslich gezielt manipuliert und gesteuert werden. Nach Erich Fromm appellieren alle diese krankmachenden Ängste an die Hauptangst des modernen Menschen: die Angst vor sozialer Ausgrenzung. […]

Liebesangst – Von Kopf bis Fuss auf Liebe eingestellt

By |2023-11-15T07:43:08+00:00August 31st, 2018|AnGSt|

Wenn Amors Pfeil ins Schwarze trifft, macht sich nicht nur das Herz, sondern auch die Angst bemerkbar. Der Körper befindet sich plötzlich im Ausnahmezustand. Nur ein kurzer Blick zur geliebten Person hin und schon fängt das Herz zu „rasen“ an, es „verschlägt“ einem der „Atem“, die Knie „zittern“ und der „Angstschweiss“ bricht aus. Vor allem am Beispiel der Liebesliteratur lässt sich zeigen: angstauslösende Reize können durch und durch lustbetont sein. Kein Wunder, bedienen sich ihre Schöpfer seit Jahrhunderten am Wortschatz der Angst, um das Innenleben von Verliebten darzustellen und beim Publikum die „grossen Gefühle“ zu wecken. […]

„Body shaming“ – Angstbewältigung auf Kosten anderer

By |2023-11-22T15:11:10+00:00Juni 8th, 2018|AnGSt|

Im Sommer werden die Tage länger und wärmer, die Kleidung hingegen kürzer und lichter. Was während der kalten Jahreszeit mit dicken Pullovern oder Hosen zu kaschieren versucht wird, bleibt jetzt dank Shorts und Badeanzug nicht mehr verborgen. Die Sommerzeit ist daher nicht nur Badezeit. Sie ist auch die Zeit, während der das „Body shaming“ und damit die Angstbewältigung auf Kosten anderer Hochsaison hat. Doch das Bemühen, seine Ängste auf andere abzuwälzen, ist vergeblich. Vielmehr werden aus einem Geängstigten plötzlich zwei.   […]

Warum die Angst die Mutter der Emotionen ist

By |2023-11-01T14:08:20+00:00Mai 11th, 2018|AnGSt|

Die Angst herrscht über unsere Gefühle. Ihre Macht über sie wird seit rund zweieinhalb Jahrtausenden von Philosophen vermutet und ebenso lange von den Literaten angedeutet. Heute wissen wir, dass ihre Herrschaft über unsere Emotionen durch die Biologie legitimiert wird. Bereits 1915 konnte der Physiologe Walter B. Cannon empirisch belegen, dass alle emotionalen Zustände durch das Angsthormon Adrenalin gesteuert werden und Angst und Aggression dasselbe sind. […]

Symbole der Angst (2) – Das Auge

By |2024-01-07T08:46:01+00:00April 27th, 2018|AnGSt|

Die Angst und das Auge schreiben seit Jahrtausenden Geschichte. Gemeinsam erschufen und verbreiteten sie die Furcht vor Göttern und Herrschern. Gemeinsam konstruierten sie aber auch unzählige Ängste, um Untertanen oder Gläubige kontrollieren und manipulieren zu können. Denn seit jeher führt das Augensymbol den Menschen „vor Augen“, wer die Macht über Leben und Tod besitzt.  […]

Amygdala – Der Angstmechanismus im Gehirn

By |2023-12-22T06:13:51+00:00März 30th, 2018|AnGSt|

Die Angst besitzt die Fähigkeit, den Gegensatz zwischen nicht-materiellerer und materieller Welt aufzuheben. In Gestalt der Amygdala nimmt sie erstmals Konturen an. Entdeckt hat sie 1819 der deutsche Anatom Karl Friedrich Burdach (1776-1847). Er benannte sie wegen ihrer Form nach dem griechischen Wort αμύγδαλο (Mandel). Die Amygdala leistet jede Nanosekunde unseres Lebens Aussergewöhnliches. Dies jedoch fast unbemerkt. Selbst die Wissenschaft hat ihren Stellenwert erst vor wenigen Jahrzehnten wirklich erkannt. Wird sie beschädigt oder entfernt, bleibt von der Persönlichkeit des Menschen und seiner Gefühlswelt nicht mehr viel übrig. […]

Das Wort „Angst“

By |2023-12-21T16:53:12+00:00März 24th, 2018|AnGSt|

Unsere Kommunikation baut auf Worten auf. Dass wir in abstrakten Zeichen denken und heute Buchstaben deuten können, ist vermutlich aus der uralten Fähigkeit des Spuren- und Sternelesens hervorgegangen. Als der Mensch seiner Angst ihren Namen gab, war sein Blick jedoch bestimmt nicht in den Himmel oder auf die Erde gerichtet. Vielmehr schaute er in sein „Inneres“ oder aber auf ein „Gegenüber“, dem es gerade die Kehle zuschnürte – ng! […]

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