Angst oder Furcht? – Wie eine Grundsatzdebatte das Angstverständnis beeinflusst

Welche Ängste sind als „normal“ und welche als „krankhaft“ einzustufen? Die wissenschaftliche Grundsatzdebatte darüber, ob zwischen den Begriffen „Angst“ und „Furcht“ ein Unterschied besteht, soll seit jeher nicht nur Antworten auf diese Frage liefern, sondern auch Welt-, Mensch- und Selbstbilder legitimieren. Rechenschaft ablegen müssen schliesslich hin und wieder auch die herrschenden Autoritäten, die das kollektive Angstverständnis verkörpern und vorgeben, wovor sich eine Person zu fürchten bzw. zu ängstigen hat.

 

Kapitel: Ein brisantes Thema – Die Begriffe „Angst“ und „Furcht“ – Das Problem der ständigen Umbenennung – Das Problem der Kategorisierung – Griechische Philosophie – Römische Philosophie – Christentum – Reformation – Aufklärung – 19. Jahrhundert – 20. Jahrhundert – 21. Jahrhundert

 

Ein brisantes Thema

Die Angst- und Furchtdebatte ist ein brisantes Thema. Denn es handelt sich bei ihr um eine elitär-dogmatische Debatte, die seit jeher unter dem Deckmantel der Religion oder Wissenschaft geführt wird. Ihr Ziel: die Legitimierung des gesellschaftlichen Anpassungszwangs. Die aus ihr hervorgehenden Überzeugungen stellen schliesslich auch immer zugleich die grundlegenden Argumente dar, welche die soziale Diskriminierung, psychologische Beeinflussung, Erklärung der gesetzlichen Unmündigkeit, psychiatrische Isolierung oder erzwungene Medikation einer Person legalisieren sollen.

Das persönliche Angstverständnis wird zum überwiegenden Teil durch die sozial-kulturellen Ängste bestimmt, die immer ein herrschaftlich-gesellschaftliches Produkt darstellen. Im Gegensatz zu den natürlichen Ängsten (u.a. Angst vor dem Hunger oder Schmerz) gehen sie aus der Wechselbeziehung mit der Gemeinschaft hervor, die von eben diesem Zwang zur Anpassung bestimmt wird. Ihr grundsätzlicher Zweck ist es daher auch, das kollektive – und nicht das individuelle – Überleben zu gewährleisten. Da diese Tatsache lieber aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt wird, findet die politische Bedeutung der Grundsatzdebatte für gewöhnlich auch keine Erwähnung.

Die Welt-, Mensch- und Selbstbilder verändern sich im Verlaufe der Epochen immer wieder und mit ihnen die sozial-kulturellen Ängste. Aus diesem Grunde ändert sich auch immer wieder – und hier liegt der Knackpunkt der Debatte – alles andere: die Definitionen von „Angst“ und „Furcht“, die moralisch-rechtlichen Aspekte, die über die Bewertungen der Angstauslöser und Reaktionen auf sie entscheiden – und damit auch wieder die Vorstellungen, die man sich von der Welt, dem Menschen und sich selber macht. Dies ist auch der Hauptgrund, warum das historische Wissen über die Anfänge der Debatte, ihre früheren Akteure und deren Erkenntnisse in der Diskussion zumeist ausgeblendet, ältere Überzeugungen ignoriert und so aus den Köpfen der Menschen getilgt werden.

Selbst die Grundsatzdiskussion, die seit über zweieinhalb Jahrtausenden geführt wird, ist nicht vor diesen Vertuschungsversuchen gefeit. Denn Augenwischerei betreiben heutzutage auch die Psychologie, Psychiatrie, Soziologie und Neurologie, deren Vertreter*innen sich als die führenden Disziplinen betrachten, wenn es um die Angst geht. Sie behaupten seit jeher steif und fest, dass die Debatte erst mit ihrem Aufkommen Ende des 19. Jahrhunderts ihren Anfang genommen und der Existenzphilosoph Kierkegaard erstmals zwischen einer objektbezogenen „Furcht“ und einer „objektlosen“ Angst unterschieden hätte. Dieser Hoax macht nun schon seit etlichen Jahrzehnten die Runde und wird bis zum heutigen Tage von etlichen Forschern*innen kritiklos übernommen – und eifrig weiterverbreitet.

Auf das Täuschungsbestreben und seine negativen Auswirkungen aufmerksam gemacht hat bereits vor vielen Jahren der Sozialpsychologe Heinz Wiesbrock (geb. 1924). Er wies wiederholt darauf hin, dass heute häufig gewisse Aspekte der Grundsatzdebatte lieber totgeschweigen werden, um ihre seit dem 19. Jahrhundert zunehmend „subjektive Natur“ zu verschleiern. Denn anstatt Wissenschaft zum Wohle der Angsterkrankten zu betreiben, wird vielmehr politische Propaganda betrieben, warum er auch schreibt: „In nahezu jeder Diskussion über den Problemkreis der Angst ist jene Unterscheidung zwischen Angst und Furcht ein beherrschendes Thema, das nicht nur anregend wirkt, sondern mitunter auch die Weiterführung der Diskussion blockieren kann.“

Die aus der Angst- und Furchtdiskussion hervorgegangenen Erkenntnisse, Auffassungen, Theorien und Dogmen füllen heute ganze Bibliotheken. Hier eine detaillierte Übersicht über sie zu geben, ist daher unmöglich. Im Folgenden soll jedoch einerseits auf die wichtigsten Aspekte der Grundsatzdebatte sowie ihre Deutungs- und Kategorisierungsprobleme eingegangen werden. Andererseits soll – eingebettet im historischen Kontext und der sie prägenden Vorstellungswelt – ein Überblick über ihre Anfänge, einige besonders wichtigste Akteure sowie die wichtigsten Überzeugungen gegeben werden, die epochenübergreifend das Angstverständnis massgeblich beeinflusst und das moderne geformt haben.

 

„Die Geschichte der Medizin verbindet – wie die Medizin selbst – Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft, bezieht sich gleichermaβen auf Physiologie, Pathologie, Therapie, Arzt und Patient wie auf Gesellschaft, Politik, Recht, Künste, Philosophie und Theologie. … Gerade der Fortschritt der Medizin hat aber die Bedeutung der Geschichte – wie ebenso der Ethik und auch der Theorie – für den Umgang mit Gesundheit und Krankheit, Geburt und Tod manifest werden lassen. Krankheit ist keineswegs nur eine biologische, sondern stets auch eine soziale, seelische und geistige Erscheinung. Krankheit stellt nicht allein ein Faktum, sondern immer auch ein Werturteil dar.“

Roy Porter (1946-2002)

 

 

Die Begriffe „Angst“ und „Furcht“

Im Verlaufe der Jahrtausende haben viele Gelehrte die Begriffe „Angst“ und „Furcht“ (neu)definiert und mit Bedeutungsinhalten gefüllt. Doch bis heute existieren in den Wissenschaften keine allgemein anerkannten, unumstrittenen Definitionen für sie. Vielmehr hat jeder Denker, der sich je mit ihnen beschäftigt hat, jeder Philosoph, Theologe oder Mediziner, jeder Theoretiker, Diagnostiker oder Therapeut mit seinen Ansichten den Meinungstopf vergrössert –, warum bis heute auch keine allgemein anerkannten, unumstrittenen Diagnosen oder Therapieformen zu ihrer Bewältigung existieren! Der Sprachwissenschaftler Mario Wandruszka (1911-2004) hat das grundsätzliche Problem mit der Begrifflichkeit folgendermassen zusammengefasst:

Furcht und Angst: wie oft hat man schon versucht, die beiden begrifflich zu unterscheiden und festzulegen! … Aber alle derartigen Begriffsbestimmungen erweisen sich als trügerisch. Die Sprache hat ihr eigenes Lebensgesetz. … Alle phänomenologischen Intuitionen etwa über den Wesensunterschied von Furcht und Angst, die auf nichts anderem beruhen als auf dem eigenen Sprachempfinden, halten der Überprüfung am Sprachgebrauch anderer Völker und Zeiten nicht stand – ja nicht einmal an dem der eigenen Sprachgemeinschaft.“

In den Wissenschaften ist man sich seit jeher nur in einem einig: die Wurzeln des Wortes „Angst“ sind älter als die des Wortes „Furcht“. Der deutsche Begriff „Furcht“ wird unter anderem auf die altgermanischen Verben „vürhten“ (mhd.) und „faúrhtjan“ (got.) und darüber hinaus einem untergegangenen Adjektiv zurückgeführt, das die Empfindung in den Mittelpunkt stellt (mit ihm verwandt ist u.a. das althochdeutsche „foraht“). Beziehungen zu anderen, nicht-germanischen Worten sind unbekannt oder können nicht mit hundertprozentiger Sicherheit als Vorläufer verifiziert werden. In der deutschen Sprache konnte sich das Wort (Subjektivform) erst zur Zeit Martin Luthers, also im 16. Jahrhundert, durchsetzen!

Das Wort „Angst“ wiederum ist uralt – und vor allem auch sehr viel bedeutungsschwerer. Seine Wurzeln gehen auf die frühsten uns bekannten Kultursprachen zurück. Es und alle mit ihm in Verwandtschaft stehenden Begriffe sind mit der Eigenschaft „eng“ verbunden. Der gefühlte Zustand des „Eng-Seins“ in Zeiten der Angst (u.a. Hals- und Herzenge) kommt zumeist auch in den sich von ihm ableitenden Synonymen zum Ausdruck. Darum wird das Wort nicht nur mit „Enge“ übersetzt, sondern auch mit „Beklemmung“, „Bedrücktheit“ oder „Bedrängnis“.

 

 

Das Problem der ständigen Umbenennung
Neubenennungen zwecks Angstbewältigung

Abb. 1) Neubenennungen und Neudefinierungen sind ein uraltes Mittel der Angstbewältigung. Sie sollen für gewöhnlich einem Problem, das sich aufdrängt und nicht aus der Welt schaffen lässt, seinen bedrohlichen Charakter nehmen. Oft werden sie dazu genutzt, negative Assoziationen zu verhindern, Misserfolge zu kaschieren oder Fortschritt suggerieren, wo keiner stattfindet. Hinter den neuen Wortkonstruktionen steht nicht selten ein Konzept, das dem Eigennutz, der Verschleierung und mutwilligen Täuschung dienen soll.

Seit der Antike behandelten die Mediziner und Philosophen alles, was mit „Angst“ und „Furcht“ zu tun hat, unter dem Begriff „Melancholie“ (Vier-Säfte-Lehre). Es erstaunt daher kaum, dass alle grundlegenden Auffassungen, die jemals die Angst- und Furchtdebatte geprägt haben, sich von ihren Anschauungen herleiten. Bekannt ist dieser Umstand jedoch nur den Wenigsten, denn selbst die „Melancholie“ (= Schwermut) wurde am Ende ein Opfer der ständigen Neubenennung – und dies, obwohl bereits der bekannte Philosoph Robert Burton (1577-1640) dafür plädiert hat, ihren Namen nicht zum Sammelbegriff verkommen zu lassen. Dasselbe Schicksal traf natürlich auch die Begriffe „Angst“ und „Furcht“, die immer wieder neue Namen erhielten, wodurch ein Grossteil des Wissens um ihre ursprünglichen Bedeutungen verlorenging.

Zum Begriffschaos beigetragen haben bereits die Gelehrten des Altertums und des Mittelalters, die zwar oft über die „Angst“ referiert haben, in ihren Darstellungen aber zumeist deutungsreiche Begriffe benutzten, um einen Angstzustand näher zu erklären. Die ungeheure Vielfalt an Synonymen hat schliesslich dazu geführt, dass heute zumeist kaum mehr jemand weiss, dass sie sich vom Wort „Angst“ herleiten und/oder die physischen und psychischen Zustände beschreiben, die aus ihr resultieren (biologische Angst).

Schon die wichtigsten antiken Philosophen und Theologen wie Aristoteles, Cicero oder Augustinus deuteten die „Angst“ als einen anhaltendenden Zustand des „Kummers“ und der „Traurigkeit“ und setzten sie mit der „Schwermut“ gleich (später „Depression“, vom lateinischen Begriff „depressio“ (= Niederdrücken)  hergeleitet). Aus diesem Grunde wird beispielsweise auch der lateinische Begriff „angor“ (= Angst) in seiner Pluralform mit „Melancholie“ übersetzt, das Wort „metus“ (= Furcht) wiederum, das dem lateinischen Verständnis nach zumeist kurzfristige Zustände umschreibt, mit „Besorgnis“.

Der Wortschatz der antiken und mittelalterlichen Gelehrten war schon sehr umfassend und spezifisch. Um spezielle Symptome hervorzuheben, benutzten sie anstelle des Wortes „Angst“ daher häufig Ausdrücke wie unter anderem „Bedrücktsein“, „Beklemmung“, „bedrückender Kummer“ (oder einfach nur „Kummer“), „Schmerz“, „Traurigkeit“ oder „Verzweiflung“ – und sehr oft natürlich das Wort „Melancholie“, das bereits in der antiken Medizin als Sammelbegriff für verschiedensten Angsterkrankungen Verwendung fand. Heutzutage wird normalerweise relativ strikt zwischen Angst, Furcht, Depression oder Phobie (vom altgriechischen Wort „φóβοϛ“ (= Angst, Furcht, Schrecken, Terror) abgeleitet) unterschieden, obwohl ihr gemeinsamer biologischer Ursprung bereits vor über einem Jahrhundert nachgewiesen werden konnte (Amygdala). Grund dafür sind vor allem die kaum mehr überblickbaren Spezialisierungen, die aus der Konkurrenzsituation in den Wissenschaften resultieren, sowie die vehement betriebene Unterdrückung geschichtswissenschaftlicher Fakten.

Darüber hinaus wurden und werden auch heute fortlaufend – und nicht selten willkürlich – neue Bezeichnungen erfunden oder “ältere“ Begriffe neu definiert. Diese sollen oftmals ein bekanntes Krankheitsbild als “neues“ Phänomen verkaufen. Die meisten Namensänderungen erfolgen heutzutage dann, wenn einer Klassifizierung neue oder bereits bekannte, bis dahin jedoch als nebensächlich eingestufte Symptome hinzugefügt werden sollen. Tatsächlich sind fast sämtliche Angsterkrankungen, die in den letzten Jahren immer wieder Schlagzeilen machten („Depression“, „Stress“, „Posttraumatische Belastungsstörung“, „Sozialphobie“ usw.), seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten unter ganz anderen Begriffen bekannt.

 

 

Das Problem der Kategorisierung

Die Gelehrten haben sich schon früh Gedanken darüber gemacht, wie das Angstwissen am besten zu kategorisieren sei. Die ältesten Belege stammen zwar aus dem Altertum, doch darf guten Gewissens behauptet werden, dass diese Frage den Menschen schon sehr viel länger beschäftigt hat. Seine Bemühungen lassen sich nämlich vor allem an der ungeheuren Zahl an Angstworten in den ältesten uns bekannten Sprachen ablesen. – Alleine die Maori kennen fünfzig Hauptworte für die Angst! Kaum verwunderlich, wissen die Menschen doch seit ihrer Bewusstwerdung, dass nicht nur gefährliche Objekte wie Löwen oder Feinde Angst auslösen können, sondern auch Gedanken, Emotionen, Gesichtsausdrücke, schnelle Bewegungen, Dunkelheit, Höhe oder spezielle Töne und Lärm.

Es gibt einige Fragen, deren Beantwortung helfen sollten, das Kategorisierungsproblem zu lösen. Viele der in der Vergangenheit gegebenen Antworten aber führten letztlich wieder zu neuen Fragen und neuen kategorisierenden Begriffen –, zu denen vermutlich anfänglich auch das Wort „Furcht“ gehörte. Die meisten befassen sich mit dem Auslöser, der Möglichkeit, die er darstellt (Mittelbarkeit) sowie der Reaktionen auf ihn. Weitere beziehen sich auf die kognitive Verarbeitung (bewusst/unbewusst usw.) oder – falls die Begriffe nicht synonym gedeutet werden – eine vielleicht vorhandene Wechselbeziehung zwischen „Furcht“ und „Angst“.

Zu den grundsätzlichsten und damit meistgestellten Fragen zählen unter anderem: Wer oder was löst Angst aus? Ist sie auf ein Objekt bezogen oder tritt sie als eine Art Grundstimmung in Erscheinung? Stellt der Angstauslöser –, wenn er den auszumachen ist, – eine unmittelbare, eine mittelbare oder gar keine Bedrohung dar? Und überhaupt! Wenn wir von der Angst sprechen, sprechen wir dann von einem Auslöser oder doch vielmehr von der Reaktion auf ihn? Und – falls wir „Angst“ und „Furcht“ nicht als deutungsgleich definieren – wer von beiden erzeugt eine primäre Wirkung? Und natürlich die Frage aller Fragen: besitzt der menschliche Geist überhaupt die Fähigkeit, die Gefahr eines Angstauslösers zu erkennen und zu verarbeiten?

Erlebt beispielsweise eine Person zuerst einmal eine bewusste „Furcht“, die sich dann zu einer unbewussten „Angst“ manifestiert? Oder ist es die erlernte „Angst“, die als Vorstufe der nicht-erlernten „Furcht“ zu betrachten ist? Oder verhält es sich ganz anders und nicht die „Angst“ ist den Menschen bewusst beziehungsweise wird erlernt, sondern die „Furcht“? Im Verlaufe der Epochen haben sich die Meinungen darüber immer wieder verändert – oder aber abgelöst. Denn entscheidend zeigte sich von Beginn an nicht nur, wer diese Fragen überhaupt gestellt hat (Philosoph, Politiker, Priester, Mediziner, Psychologe, Pädagoge usw.), sondern in erster Linie, welche Antwort der Fragestellende zu hören bekommen wollte.

Denn, wie bereits erläutert, sind es die politischen und/oder religiösen bzw. wissenschaftlichen Autoritäten, die darüber entscheiden, welches Angstverständnis in den Köpfen einer Bevölkerung verankert werden soll. Sie bestimmen einerseits, wer/was ein Angstauslöser sein darf (z.B. Heiden, Hexen, Atombomben, Coronaviren oder spezielle Staatsfeinde). Andererseits geben sie die akkuraten Angstvorstellungen (Ängste) und akzeptablen Verhaltensreaktionen vor, die mittels gezielter Manipulation (durch Propaganda, Erziehung und Bildung, Medien usw.) kurz- oder langfristig von einer Bevölkerung verinnerlicht werden müssen. Diese erzwungene Fremdsteuerung zeigt sich nicht nur im widersprüchlichen Denken und Handeln der Menschen, sie erzeugt auch immer neue Ängste –, die von der Herrschaft entweder geschürt oder unterdrückt werden. Doch welche Glaubenslehren und Kulturströmungen haben im Verlaufe der Epochen die Vorstellungen von „Angst“ und „Furcht“ verändert? Wie wurden die beiden Begriffe in den verschiedenen Wissensbereichen definiert? Welche Mensch-, Welt- und Selbstbilder sollten sie legitimieren? Im Folgenden einige Antworten auf diese und andere Fragen.

 

 

Griechische Philosophie

Die Griechische Philosophie markiert die Anfänge der modernen Wissenschaften und kennzeichnet den Übergang vom Mythos zum Logos. An die Stelle der metaphysisch-religiösen Welterklärung sollte eine philosophisch-wissenschaftliche treten, die auf der Vernunft aufbaut. Das prinzipielle Ziel der neuen Geistesströmung war die Ergründung des „Seins“ und des „Urstoffs“, aus dem die Welt und die Dinge bestehen. Um es zu erreichen, mussten jedoch zuerst einmal ihre angeblichen „Erschaffer“ von ihren Sockeln gestossen und der Mensch von seiner Götterfurcht befreit werden. Erstaunt es da wirklich, dass bereits die ersten Philosophen Hellas darüber diskutiert haben, ob zwischen einer „realen“ und einer „eingebildeten“ Angst zu unterscheiden sei?

Zu den ältesten Belegen einer nachweislich geführten Angst- und Furchtdebatte zählen die Streitgespräche zwischen Sokrates (469-399 v. Chr.) und seinen traditionellen Gegnern, den Sophisten. Festgehalten und überliefert hat sie sein Schüler Platon (428/27-348/47 v. Chr.), der sich ebenfalls an der Debatte beteiligt hat. Die Sokratiker bewerteten die beiden Begriffe als Synonyme; unter den Sophisten wiederum waren ihre Bedeutungen umstritten. In einem seiner Dialoge legte Platon seinem Mentor Sokrates unter anderem die folgenden Worte in den Mund:

„Ihr kennt doch etwas, das ihr als Angst und Furcht bezeichnet? Und versteht dasselbe darunter wie ich? Ich sage das zu dir, Prodikos. Ich meine damit die Erwartung eines Übels, ob ihr das nun Furcht oder Angst nennt. Protagoras und Hippias hielten dafür, das sei sowohl Angst als auch Furcht; Prodikos dagegen verstand darunter nur Angst, nicht aber Furcht.“

Aristoteles

Abb. 2) Die Sokratiker, zu denen auch Aristoteles (Bild) zählt, stuften die Wörter „Angst“ und „Furcht“ als Synonyme ein. Sie werden ihrer Überzeugung nach durch ein bevorstehendes Übel ausgelöst. Was für den Menschen im „Jetzt“ eine Gefahr darstellt oder was ihn bekümmert, stellt ihrer Meinung nach auch mit Sicht auf die „Zukunft“ eine reale Bedrohung für ihn dar und bereitet ihm daher Sorgen.

Die Ansichten der Sokratiker ausführlich zusammengefasst und überliefert hat Platons Schüler Aristoteles (384-322 v. Chr.). Er deutete die Worte „Angst“ und „Furcht“ gleichfalls synonym und bewertete sie einerseits als Verhaltensreaktionen, die sich durch die „Beunruhigung“, also eine körperliche „Erregung“ auszeichnen. Andererseits definierte er beide als ein Zustand des „Kummers“, der aus der Vorstellung eines bevorstehenden Übels ausgelöst wird. Als Auslöser, der ihm nach sowohl objekt- als auch nicht-objektbezogen sein kann, nennt er unter anderem die allgemeine Ungerechtigkeit sowie stärkere Menschen, die einem grosses Leid bereiten oder sogar den Tod bringen können.

Aristoteles hat auch die Frage um der unmittelbaren oder aber mittelbaren Bedrohung eines Auslösers beschäftigt. Wie Platon war er davon überzeugt, dass sich der Mensch insbesondere vor Dingen fürchten würde, die „nicht weit entfernt“ sind. Er kann sich seiner Überzeugung nach aber auch dann unmittelbar bedroht fühlen, wenn die Existenz eines Angstauslöser erwiesen ist und das Übel, das er mit sich bringt, auch jederzeit eintreten kann (Möglichkeit). Aus diesem Grund, so meinte Aristoteles, ängstige sich der Mensch für gewöhnlich auch nicht bewusst vor seinem Tod. – Jedenfalls solange nicht, bis eine Gefahrensituation ihm seine Sterblichkeit direkt vor Augen führt und ihm seine Sterblichkeit bewusst macht.

Die Auffassungen und Definitionen der im Dialog genannten Sophisten Protagoras (etwa 490-420 v. Chr.), Hippias von Elis (um 470/30-ca. 399 v. Chr.) und Prodikos von Keos (um 470/60-ca. 399/95 v. Chr.) sind uns bedauerlicherweise unbekannt, da ihre Werke zerstört worden sind. Die Zeitgenossen und intellektuellen Nachfolger jedoch kannten natürlich ihre Schriften und philosophischen Anschauungen. Sie fanden eine indirekte Weitergabe und haben ebenfalls auf die spätere Debatte eingewirkt. Auf den römischen Philosophen und Staatsmann Cicero, der bis heute eine der wichtigsten Überlieferer antik-griechischen Gedankenguts darstellt, hatte die sophistische Lehre besonders grossen Einfluss.

Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) nahm wie die Sophisten eine völlig konträre Position ein. Er unterschied nämlich im Gegensatz zu den Sokratikern streng zwischen „Angst“ und „Furcht“ und stufte beide als Hirngespinste ein. Zwar stellen beide seiner Meinung nach Produkte der Phantasie dar, die „Furcht“ aber zeichnet sich durch eine Mittelbarkeit aus und konzentriert sich auf die Zukunft, während die „Angst“ auf die Gegenwart gerichtet ist und unmittelbaren Charakter besitzt. Seine Anschauungen fasst er unter anderem mit den folgenden Worten zusammen:

„Furcht ist nämlich die Einbildung eines drohenden groβen Übels, und der Kummer [Angst] ist die Einbildung, schon in einem groβen Übel zu stecken. Und zwar ist die Einbildung eines solchen Übels so lebendig, daβ man sich scheinbar wirklich gequält fühlt. Das bedeutet für den vom Schmerz [Angst] Betroffenen, daβ er glaubt, er müsse ihn auch spüren. Diese Erregungszustände, die der Mangel an Vernunft gleichsam wie Furien auf das Leben der Menschen jagt und hetzt, muβ man mit allen Mitteln und Kräften bekämpfen.“

 

 

Römische Philosophie
Cicero

Abb. 3) Die Sophisten, durch die auch Cicero (Bild) stark beeinflusst worden ist, waren davon überzeugt, dass der Geängstigte auch der Angstauslöser ist. Sie stuften die gegenwartsbezogene und daher unmittelbare „Angst“ sowie die mittelbare, da auf die Zukunft ausgerichtete „Furcht“ als krankhafte Einbildungen ein und führten ihr Vorkommen auf eine Charakterschwäche oder die biologische Veranlagung zurück.

Das Angstverständnis der alten Völker basierte anfänglich auf religiös-mythischen Überzeugungen. Sie gaben vor, welche Angstauslöser akzeptabel sind und wie ein wahrer Gläubiger auf sie zu reagieren hat. Die frühen griechischen Philosophen versuchten die Auslöser „Götter“ aus dem Weltenkonzept zu entfernen und die „wahren“ Angstauslöser zu identifizieren. Auf diese Weise versuchten sie die „richtigen“ Reaktionen auf eine Gefahrensituation abzuleiten und ihr Auftreten vorauszusagen.

Die Vertreter der Römischen Philosophie haben zwar im Wesentlichen die Anschauungen der Griechischen übernommen, doch die Römer besassen ein anderes Welt- und Menschbild und daher auch ein ganz anderes Götterverständnis. Bei den Griechen waren „Angst“ und „Furcht“ für gewöhnlich an bestimmte Objekte, Situationen und/oder Vorstellungen gebunden. Das römische Volk wie auch seine Gelehrten verehrten und fürchteten hingegen vielmehr das Wirken göttlicher Kräfte (= „numina“).

Im Zentrum der sokratischen Lehre steht das „Übel“ und somit der mögliche Auslöser von „Angst“ und „Furcht“. Die Lateiner bewerteten sie zwar ebenfalls als aktuelle Zustände und Verhaltensreaktionen, doch ihr Interesse galt vor allem der Dauer der Erregung, die beide auszeichnet. Sie galt ihnen nämlich als Indikator, ob der Ursprung der Angst im Charakter oder in der Biologie zu suchen ist. In ihrem Fokus stand schliesslich weniger ihre medizinische als vielmehr ihre ethische Beurteilung.

Dass die römischen Philosophen vor allem moralische Fragen beschäftigt haben, zeigt sich auch an der dominierenden Begrifflichkeit. Sie unterschieden nämlich vorwiegend zwischen den Begriffen „angor“ (= Angst, Unruhe, Beklemmung) und „anxietas“ (= Ängstlichkeit). Mit dem ersten Wort umschrieben sie einen einmaligen, kurzzeitigen Gemütszustand, mit dem zweiten eine andauernde Verfassung oder eine angeborene Veranlagung.

Am Beispiel des lateinischen Begriffs „metus“ (= Furcht, Befürchtung, Besorgnis) lässt sich jedoch ein Sinneswandel sowie eine prinzipielle Unterscheidung aufzeigen, welche die spätere Wissenschaftsdebatte massgeblich beeinflusst hat. Denn als das Christentum zur Zeit der Spätantike in Rom zur Staatsreligion erhoben wurde, wandelte sich der Ausdruck „metus deorum“ (= Gottesfurcht) zum wichtigsten religiösen Topos. Die späteren christlichen Übersetzer haben den Begriff „metus“ zwar ebenfalls mit dem Wort „Furcht“ bzw. „Ehrfurcht“ wiedergegeben, doch sie legten das Wort ganz anders aus und wollten vielmehr auf die Objektbezogenheit der Angst und somit Gottes Unmittelbarkeit hinweisen.

Wie bereits erwähnt, unterschied der römische Philosoph Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.) streng zwischen „metus“ und „angor“ und deutete beide als Phantasieprodukte und fehlgeleitete Verhaltensreaktionen. Da er davon überzeugt war, dass die „Furcht“ durch ein eingebildetes Übel hervorgerufen wird, das bevorsteht, die „Angst“ hingegen durch ein bereits eingetretenes, kam er zu dem Schluss, dass sie sich durch eine Wechselbeziehung auszeichnen müssten. Er vertrat letztlich die Auffassung, dass die „Furcht“ als eine Vorstufe der „Angst“ zu definieren sei.

 

 

Christentum
Augustinus

Abb. 4) Augustinus bewertete die „Furcht“ als einen Zustand, der durch eine zukünftige, die „Angst“ hingegen einen, der durch eine gegenwärtige Gefahr ausgelöst wird.

Die Unterscheidungen, Bedeutungen und Erscheinungsformen von „Angst“ und „Furcht“ entspringen uraltem Wissen. Seit der Antike und bis weit in die Neuzeit hinein behandelten die Mediziner, Philosophen und Theologen jedoch alles, was mit ihnen zu tun hatte, unter dem Begriff der „Melancholie“. Unter ihrer Bezeichnung finden sich bereits alle Vorstellungen und Überzeugungen gebündelt wieder, welche die Bewertungen von „Angst“ und „Furcht“ im Verlaufe der Epochen geprägt haben.

Die ältesten Erwähnungen der Melancholie finden sich bei Homer (ca. 8. Jahrhundert v. Chr.) und in den medizinischen Schriften des Hippokrates (ca. 5. Jahrhundert v. Chr.). Und bereits die damaligen Gelehrten erkannten, was sie in Wahrheit ist: eine kurzzeitige oder anhaltende Grundstimmung, die aus dem Weltbild und den Lebensumständen der Betroffenen resultiert. – Umstritten ist seitdem nur, ob die sie auslösenden Vorstellungen und Lebenssituationen eingebildet sind oder der Realität entsprechen.

Die antiken Mediziner teilten die Melancholie in drei Kategorien ein: 1) Geisteskrankheit, 2) Charakterveranlagung und 3) Ausdruck eines vorübergehenden Seelenzustandes. Sie unterschieden darüber hinaus aber auch zwischen einer „natürlichen“ und einer „krankhaften“ Melancholie und stuften sie als Eigenschaftsmerkmal des „Genies“ ein. Die Schwermut der Geistlichen und Gelehrten wurde als „natürliche“ bewertet und als Nachweise ihrer Genialität angesehen –, diejenige aller anderen betrachtete man als eine „Krankheit der Seele“ und führte sie auf eine göttliche Bestrafung zurück.

Während der Spätantike (Gnosis und frühes Christentum) kam in der Philosophie erstmals die Bezeichnung „Weltangst“ auf. Ihrem Verständnis nach löst alleine das In der Welt Sein „Angst“ im Menschen aus – und genau diese Angst sollte durch den christlichen Glauben überwunden werden. Kein Wunder also, predigten die frühen Kirchenväter von nun an unaufhörlich, dass sich der Gläubige nur durch Gottesfurcht und Demut aus diesem melancholischen Zustand befreien könne. Aus demselben Grund stuften die Autoritäten auch das Angsthaben als Sünde und den Geängstigten als Sünder ein. Denn wer Angst zeigte, der offenbarte schliesslich seinen Nicht-Glauben und somit seine Gottlosigkeit und seinen Übermut.

Der Wandel von der heidnischen (griechisch-römischen) zur christlichen Anschauungswelt wird durch den mit Abstand bedeutendsten spätantiken Kirchenvater Aurelius Augustinus von Hippo (354-430) personifiziert. Er hat die Lebens- und Glaubenswelt nicht nur in eine Welt der Guten und Bösen sowie der Teufel und Engel aufgeteilt – und damit die rechtliche Basis für die späteren Hexenprozesse geschaffen. Er hat die „Angst“ auch neu als Vorstufe der „Furcht“ eingestuft, um die Bedeutung der „Weltangst“-Vorstellung hervorzuheben. Seine Überzeugungen umschrieb er unter anderem mit den folgenden Worten:

„Wird jemand durch einen seelischen Schmerz [Angst] bedrückt, so wird er mit Notwendigkeit auch von Furcht bewegt, denn wer durch gegenwärtige Übel Bedrückung [Angst] empfindet, hat auch Furcht vor drohenden Übeln. Wer aber frei von Furcht ist, der ist auch frei von Beklemmung [Angst].“

Augustinus und die anderen Kirchenvertreter haben natürlich besonders gerne über die Angstauslöser diskutiert, um immer wieder aufs Neue die nötige Ehrfurcht vor Gott einzufordern. Demut und Gehorsam galten ihnen schliesslich als einzige richtige Verhaltensreaktionen auf die „Angst“ in der Welt, die im Wesentlichen eine Angst vor Gottes Zorn und Strafe darstellte. Die „Furcht“ oder auch „Angst“, die auf das Göttliche gerichtet ist, legten sie daher auch als christliche Tugend aus, diejenige wiederum, die auf Weltliches gerichtet ist (u.a. Besitz), wurde von ihnen als teuflisch gewertet und verdammt. Über den Auslöser der Verlustangst schrieb Augustinus unter anderem:

„Die Furcht bangt vor Ungewöhnlichem und Überraschendem, den Feinden der geliebten Gegenstände, indem sie um Sicherheit besorgt ist … Die Traurigkeit [Angst] verzehrt sich über den Verlust von Dingen, an denen sich die Begierde ergötzte, da sie wünschte, dass auch ihr wie dir nichts genommen werden könne.“

Die katholische Kirche stellte ebenfalls nur eine weltliche Autorität dar, die andere zur Anpassung zwang und dazu immer wieder aufs Neue Ängste schürte. An ihrem Beispiel lässt sich daher ebenfalls das Deutungsproblem der Objektbezogenheit aufzeigen. Denn aus heutiger Sicht konnten die damals von ihnen bekämpften Angstauslöser sowohl materieller als auch immaterieller beziehungsweise objekt- als auch nicht-objektbezogen sein. Die Angst zeigte sich schliesslich mal in „Form des Daseins“ oder „In der Welt Seins“ (wie es u.a. auch Martin Heidegger sehr viel später beschreiben wird), mal in der Gestalt von Dämonen, Teufeln und Hexen, die über viele Jahrhunderte hinweg als reale und auch rationale Gefahren betrachtet worden sind – heute aber als Hirngespinste abgetan werden.

 

 

Reformation
Luther

Abb. 5) Luther hat nicht nur zwischen einer objektbezogenen „Furcht“ und objektlosen „Angst“ unterschieden. Er hat dem Wort „Angst“ auch eine sehr viel grössere Bedeutung verliehen.

Im 16. Jahrhundert hielt die Reformation Einzug. Ihr Begründer, Martin Luther (1483-1546), ging nicht nur als vehementer Verfechter der „Weltangst“-Vorstellung in die Geschichte ein, sondern auch als ein überaus schwermütiger Augustinermönch. Luthers Überzeugungen hat die Angst- und Furchtdebatte ganz besonders stark geprägt. Er hat nicht nur ältestes Gedankengut überliefert und mit ihm den Grundstein für eine dogmatische Unterscheidung zwischen einer „normalen“ und einer „krankhaften“ Angst gelegt. Er hat ihr auch begriffssprachlich seinen Stempel aufgedrückt.

Luther übersetzte die Heilige Schrift erstmals ins Deutsche, warum er heute als „Vater einer einheitlichen Deutschen Sprache“ gefeiert wird. Er hat die Bibel aber nicht nur übersetzt, er hat mit seiner Wortwahl auch ihre Aussagen beeinflusst. Dass er das Wort „Furcht“ sehr oft durch den Begriff „Angst“ ersetzt hat, war bezüglich der Debatte natürlich ganz besonders entscheidend. Über die Gründe, warum er das tat, kann nur spekuliert werden. Jedenfalls erhielt das Wort erst durch ihn eine so immense Bedeutung. Als der reformierte Glaube über die Grenzen Deutschlands hinaus Verbreitung fand, vergrösserte sich auch sein Anwendungsbereich. Heute gehört es in vielen Sprachen ebenfalls zu deren Wortschatz.

Martin Luther fasste unter dem Begriff „Angst“ darüber hinaus auch neu sehr verschiedenartige Empfindungen zusammen. Sie können sowohl eine äussere Bedrängnis als auch eine innere Beklemmung umschreiben –, warum er auch oft auf die Synonyme „Zwang“ und „Drang“ zurückgriff, die sich aus etymologischer Sicht vom Wort „Angst“ herleiten. Luther, der die Angst ebenfalls mit der „Melancholie“ gleichsetzte, führte also auch einige synonyme Bezeichnungen und Definitionen ein und verlieh manchen älteren Wörtern wieder an Beachtung.

Hat Luther mit seinen sprachlichen Änderungen nun Unordnung in die Begrifflichkeit von „Angst“ und „Furcht“ gebracht oder vielmehr eine neue Ordnung? Vieles deutet auf Letzteres hin, rückte er nach einem sehr metaphysischen Mittelalter wieder den Blick auf das Weltliche –, wie sich auch an seiner Auffassung vom Angstauslöser zeigt. Als wichtige Auslöser der „Furcht“ beispielsweise nennt er nämlich nicht nur Gott, sondern auch die Obrigkeit, Juden oder böse Menschen. In diesem Sinne war es auch Luther, der erstmals besonders entschieden die unter Wissenschaftlern so ungemein beliebte Unterscheidung zwischen einer objektbezogenen „Furcht“ und einer nicht-objektbezogenen „Angst“ in den Mittelpunkt stellte. Definiert hat er die Begriffe unter anderem folgendermassen:

Angst … sowohl das beengende (bedrängnis, noth, gefahr), als auch den durch die beengung hervorgerufenen seelenzustand (beklommenheit, bange erwartung, furcht) ausdrückend“.

Furcht, …die unangenehme seelenregung in beziehung auf eine gefahr, ein übel, oder auch auf ein wesen, das diese gefahr, dieses übel, zukommen läszt oder doch zukommen lassen kann … [sowie] die aus dem bewustsein des geringerseins hervorgehende seelenregung der pflicht und rücksicht gegenüber einem höheren (erhabenen) wesen oder überhaupt höherem“.

Was die Wechselbeziehung zwischen „Furcht“ und „Angst“ angeht, vertrat der Reformator ebenfalls eine ganz eigene Meinung. Luther plädierte zwar im Gegensatz zur Überzeugung seines religiösen Vorbilds Augustinus von Hippo und aufgrund seiner neuen Auffassung von der Objektbezogenheit dafür, die „Furcht“ wieder als Vorstufe der „Angst“ zu betrachten. Er betonte jedoch wie sein früherer Mentor vor ihm, dass die „Angst“ immer wieder automatisch „Furcht“ auslösen würde.

 

 

Aufklärung

Seit dem 17. Jahrhundert bekam das Christentum Konkurrenz durch eine neue kulturelle Geistesströmung: die Aufklärung. Ihre Vertreter rückten erneut die Ratio ins Zentrum und mit ihr Erziehung und Bildung. Die Aufklärer forderten die Emanzipation des Menschen und seine Befreiung von der Unterdrückung durch kirchliche Autoritäten und Dogmen sowie den aus ihnen entstandenen Institutionen. Die meisten von ihnen stammen aus dem Bürgertum, das sich nun nach jahrhundertelangen Auseinandersetzungen als eigenständige Gesellschaftsschicht durchsetzen konnte.

Einer der bedeutendsten Aufklärer war der deutsche Philosoph Immanuel Kant (1724-1804). Er machte – wie die alten Griechen und Römer vor ihm – die Angst für jedes Übel und vor allem auch für die Unwissenheit der Menschen verantwortlich, warum er ebenfalls eine Erziehung zur Angstlosigkeit forderte. In seinem berühmten Essay mit dem Titel Was ist Aufklärung? (1784) erklärte er, dass die Angst nur durch den „Mut“ zu überwinden sei und definierte die neue Geistesströmung dementsprechend mit den berühmt gewordenen Worten:

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschlieβung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“

Kant

Abb. 6) Immanuel Kant zählt zu den wichtigsten Vätern der Aufklärung. Er versuchte mit allen Mitteln, die Begriffshoheit der „Angst“ zu brechen und die „Furcht“ wieder in den Mittelpunkt des Interesses zu rücken.

Dass die Anhänger der Aufklärer die Aufforderung zum eigenständigen Denken wörtlich nahmen, ist ebenfalls an der Angst- -und Furchtdebatte ablesbar. Denn tatsächlich wurden die Definitionen von „Angst“ und „Furcht“ von nun an vielfältiger – oder besser gesagt: subjektiver. Im 18. Jahrhundert trat schliesslich nicht nur erstmals das Phänomen der „öffentlichen Meinung“ als eigenständige Kraft in Erscheinung, auch die Ansichten der Gelehrten fanden im politisch-gesellschaftlichen Bereich immer mehr Gehör. Sie förderten letztlich eine noch strengere Unterscheidung zwischen einer „natürlich-rationalen“ und einer „krankhaft-irrationalen“ Angst.

Die aufgeklärten Vertreter eiferten besonders dem klassisch-römischen Vorbild nach, was sich auch in ihrem Angstverständnis widerspiegelt. Denn auch sie bewerteten „Angst“ und „Furcht“ fast ausschliesslich aus moralischer Sicht und stuften beide als Produkte der Einbildung, als charakterliche und/oder angeborene Schwäche ein. Ihrer Meinung nach konnte eine Person nur durch die richtige Erziehung und Ausbildung sowie durch strenge Disziplin und Gehorsam gegenüber den Autoritäten von ihr befreit werden.

Ob bewusst oder unbewusst, die Aufklärer versuchten Martin Luthers Änderungen bezüglich der „Angst“ wieder rückgängig zu machen – oder besser gesagt: das Wort „Angst“ wieder durch das der „Furcht“ zu ersetzen. Auch Immanuel Kant plädierte lautstark dafür, der vernachlässigten „Furcht“ wieder zu ihrer vorherigen Bedeutung zu verhelfen und nicht unter dem Begriff der „Angst“, sondern der „Furcht“ die verschiedensten Empfindungen der Angst zusammenzufassen, die letztlich ja ebenfallls mit der Feigheit einhergehen. In seiner Anthropologie (1798) führte er unter anderem auf: „Bangigkeit, Angst, Grauen und Entsetzen sind Grade der Furcht, d.i. des Abscheues vor Gefahr.“

Die Aufklärer bemühten sich zwar sehr darum, den Blick auf die „Furcht“ zu lenken, doch die alle Lebensbereiche umfassende „Angst“ blieb dominierend. Schliesslich erlebte die europäische Bevölkerung gerade zu dieser Zeit eine politische Krise, die alles überschattete. Hinzu kam, dass sich die Begriffe „Angst“ und „Furcht“ seit dem 16. Jahrhundert mit spezifischen Anschauungselementen aufgefüllt hatten, die im 18. Jahrhundert an Bedeutung gewannen und sich spätestens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu dogmatischen Überzeugungen wandelten. Mario Wandruszka hat den Einfluss der „Angst“ auf das Denken und die daraus erwachsene Beurteilung der „Furcht“ folgendermassen zusammengefasst:

„Soweit sich ein Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken noch feststellen läβt, ergibt er sich aus dem Lautsinn von Angst: 1) Angst ist die körperliche Beklemmung, die die innere Fluchterregung der Furcht hervorruft und die umgekehrt durch diese innere Fluchterregung der Furcht hervorgerufen wird, 2) Angst wird daher für Furcht vor allem da gesagt, wo der leibseelische Zustand als solcher, mehr als der Anlaβ im Vordergrund steht, 3) Angst ist als Körperempfinden deutlicher spürbar und wird daher vielfach auch als Steigerung der Furcht gebraucht.“

 

 

19. Jahrhundert
Kierkegaard

Abb. 7) Ein Hoax, der seit Jahrzehnten durch die Vertreter der modernen Forschung Verbreitung findet, bezeichnet Søren Kierkegaard als Vater der Angst- und Furchtdebatte. Kierkegaard wird von seinen Zeitgenossen als schwermütiger Müssiggänger beschrieben. Angeblich soll er mit seinen theatralischen Gemütsausbrüchen sogar einen seiner Angestellten in den Selbstmord getrieben haben.

Dass die Anschauung von der „Weltangst“ im 19. Jahrhundert ein nie dagewesenes Revival erlebte, ist unter den Philosophen und Theologen bis heute unbestritten. Ebenfalls unbestritten ist, dass die Aufklärer am liebsten ein paar Jahrhunderte Geschichte aus der Erinnerung der Bevölkerungen gelöscht hätten und mit ihnen ein Grossteil überlieferter Überzeugungen, die ihrem Welt- und Mensch- aber auch Selbstbild widersprachen. Doch nicht nur der Bruch mit dem Alten und der mit ihm einhergehende Werteverfall, der das sittlich-moralische Denken auch bei den Gegnern der Aufklärung verstärkte, radikalisierte in diesem Jahrhundert die Angst- und Furchtdebatte. Es waren auch Neid, Habgier und Ruhmessucht, die in unendlich vielen Konkurrenzkämpfen mündeten.

Die aufgeklärte Geistesströmung ebnete dem Bürgertum und mit ihm dem Kapitalismus und der Industrialisierung den Weg. Die Folgen waren Imperialismus und Kolonialismus aber auch der Pauperismus, ein bis dahin unbekanntes, soziales Problem, das aus der Ausbeutung und Verarmung der Industriearbeiter resultierte. In den Bevölkerungen Europas wuchs die Angst vor Hunger, Krankheit und Tod. Die Führer ihrer Länder, von denen viele mit Revolutionen und Einigungskriegen beschäftigt waren, befürchteten auf lange Sicht vor allem eines: im wirtschaftlichen Kampf um die Weltmacht zu unterliegen und Prestige einbüssen zu müssen –, was schliesslich zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs (1914-1918) geführt hat.

So manche Kämpfe wurden letztlich aber nicht nur an den Fronten geführt, sondern auch in den Räumen der Bildungsanstalten. Einerseits tobte an den Universitäten eine Auseinandersetzung zwischen den führenden Geisteswissenschaftlern und den Naturwissenschaftlern, die von ihrer ständigen Benachteiligung genug hatten und ebenfalls nach Ansehen, Ruhm und Prestige strebten, andererseits bemühten sich neue Disziplinen um eine wissenschaftlich-univerisitäre Akzeptanz. – Und alle von ihnen wandten sich der Erforschung der Angst zu, um ihre Position zu verbessern und die Oberhand zu gewinnen. Denn die Nachfrage nach neuen Erkenntnissen auf diesem Gebiet war gross. Die Politiker und Militärs, die einen reinigenden Grosskrieg herbeisehnten, machten sich schliesslich nicht nur Gedanken darüber, wie sie am besten Angst in der Bevölkerung sähen, sondern auch den Soldaten ihr Angst und Mutlosigkeit austreiben konnten.

Während des 19. Jahrhunderts wurde von den verschiedensten Fachdisziplinen erneut zur Begriffsschlacht ausgerufen, und es wurde auch wieder verstärkt der Versuch unternommen, „Angst“ und „Furcht“ in ein kategorisierendes Korsett zu zwingen. Besonders beliebt war auch diesmal, die Angst- und Furchtbegriffe durch attributive Anhängsel zu verändern – ein Versuch, der bereits Augustinus unternommen hatte. Viele Gelehrte gaben vor, neue Theorien entwickelt zu haben, die ihr Wesen erklären können, um die eigene wissenschaftliche Bedeutung hervorzuheben. Die Allermeisten jedoch griffen auf althergebrachte Ansichten und Definitionen zurück – und priesen sie als “neu“ an. Zu ihnen zählte auch der Existenzphilosoph und reformierte Theologe Søren A. Kierkegaard (1813-1855).

Kierkegaard hat ein Buch mit dem Titel Der Begriff der Angst (1844) verfasst. Bis heute wird es von den modernen Angstforscher*innen fälschlicherweise als erster Wissenschaftsbeleg für die Debatte gefeiert und behauptet, er hätte auch als erster zwischen einer objektlosen „Angst“ und einer objektbezogenen „Furcht“ unterschieden. Tatsächlich jedoch handelt es sich bei dem Buch um ein sogenanntes „Ego-Dokument“ und somit ein subjektives Werk. Zwar verallgemeinert Kierkegaard geschickt seine Erkenntnisse, beschreiben tut er jedoch ausschliesslich seine eigene „Angst“, die er mit der „Melancholie“, mit „Verzweiflung“ und „Kummer“ gleichsetzt. Dazu bezieht er sich immer wieder auf altüberlieferte Anschauungen und Martin Luthers Definitionen –, ohne natürlich den Reformator selbst zu erwähnen!

Kierkegaard machte in seinem Buch darüber hinaus vor allem auch seinem Ärger über die jungen, konkurrierenden Psychologen Luft. Er war nämlich der Meinung, dass sie sich allzu sehr auf die „Furcht“ fixieren würden, wodurch der Fokus der Debatte zu sehr auf einen Auslöser gelenkt und die „Angst“ als Grundstimmung ausser Acht gelassen werde. Da man dazumal die „Melancholie“ des Gelehrten noch als Nachweis seines „Genies“ auslegte, war dies natürlich nicht in seinem Sinn. Deshalb schrieb er auch die berühmt gewordenen, doch zumeist zwecks Selbstprofilierung missbrauchten Worte:

„Der Begriff der Angst wird fast nie in der Psychologie behandelt, darum muβ ich darauf aufmerksam machen, daβ sie von Furcht und ähnlichen Zuständen wohl zu unterscheiden ist; diese beziehen sich stets auf etwas Bestimmtes, während die Angst die Wirklichkeit der Freiheit als Möglichkeit vor der Möglichkeit ist.“

 

 

20. Jahrhundert
Heidegger

Abb. 8) Martin Heidegger zählt zu den wichtigsten Philosophen seiner Zeit. Seine metaphysischen Erklärungsmodelle von „Angst“ und „Furcht“ konnten jedoch selbst seine Fachkollegen kaum mehr nachvollziehen –, auch wenn sie gerne das Gegenteil behaupteten. Als er in den 1970er Jahren starb, war bereits eine neue Ära der Angstforschung angebrochen.

Von einem kleinen Kreis junger, zumeist gut situierter bürgerlicher Wissenschaftler gingen seit Ende des 19. Jahrhunderts und vor allem seit Beginn des 20. Jahrhunderts interdisziplinäre Impulse zur Erforschung der Angst aus. Zu den neuen Vorreitern zählten einerseits die Vertreter der klassisch-phänomenologischen Philosophie und der sich neu etablierten Existenzphilosophie. Andererseits gingen von einem weiteren, neuen Forschungszweig, der Tiefenpsychologie (Psychoanalyse), wichtige Impulse aus. Zwischen der Theorie und der Praxis tat sich jedoch schon bald ein Abgrund auf, denn während die Denker in ihren Stuben sassen und Hypothesen entwickelten, suchten die praktizierenden Ärzte fiebrig nach neuen Behandlungsmethoden, waren sie doch mit den Kriegsneurotikern („Neurastheniker“, später auch „Neurotiker“ genannt) völlig überfordert.

Zu den grossen theoretischen Denkern jener Zeit zählte unter anderem der deutsche Philosoph Martin Heidegger (1889-1976). Er definierte die „Angst“ der „Weltangst“-Vorstellung entsprechend als die „Grundbefindlichkeit der wesenhaften Daseinsverfassung des In-der-Welt-seins“, die „Furcht“ hingegen als eine „uneigentliche und ihr selbst als solche verborgene Angst“, wie er in seinem wohl berühmtesten Werk Sein und Zeit (1927) schreibt. Bei dem französischen Existenzialphilosophen und Dramatiker Jean-Paul Sartre (1905-1980) wiederum heisst es in seinem Buch Das Sein und das Nichts (1943): „Die Furcht ist die unreflektierte Besorgnis vor dem Transzendenten und die Angst reflektierte Besorgnis vor sich selbst.“

Die meisten behandelnden Mediziner und Psychotherapeuten wie auch die Politiker, Militärs und Pädagogen konnten solchen Gedankenkonstrukten zwar nicht viel abgewinnen, doch manche wussten auch sprachlich eine Brücke zwischen ihnen zu schlagen. Zu ihnen zählt unter anderem der existenzphilosophische Psychiater Karl Theodor Jaspers (1883-1969). Bei ihm heisst es nüchtern: „Ein häufiges und qualvolles Gefühl ist die Angst, Furcht ist auf etwas gerichtet, Angst ist gegenstandslos.“ In dasselbe Horn blies später auch der Psychiater Walter von Baeyer (1904-1987): „Angst sei die unbestimmte, gegenstandslose, anonyme, unmotivierte Emotion, Furcht die bestimmte, auf einen bedrohlichen Gegenstand oder eine gefährliche Situation gerichtete, benennbare, entsprechend motivierte Gefühlslage, eben Furcht ‚vor etwas‘…“

Die Entscheidung jedoch, was oder wer als bedrohlich und gefährlich einzuschätzen ist, fällten auch weiterhin die Autoritäten. Und sie nahmen keine Rücksicht auf die Lebenszustände, die sie ihren Landsleuten und Soldaten aufzwangen. Was auf sie und letztlich auch alle anderen Fachrichtungen einen besonderen Reiz ausübte, war die sophistisch-reformierte Betrachtungsweise, die das Vorkommen von „Angst“ und „Furcht“ auf eine schlechte Phantasie, auf eine Charakter- oder Veranlagungsschwäche oder aber die Folge moralischen Fehlverhaltens zurückführte. Sie setzte sich im Verlaufe der beiden Weltkriege nicht nur im Bereich der Wissenschaften durch, sondern auch in der Bürokratie (u.a. Versicherung). Schliesslich lieferte sie die gewünschten Argumente, um im Fall einer erfolglosen medizinischen Behandlung, psychologischen Therapie oder Erziehung die Verantwortung auf die Betroffenen abzuwälzen.

Ein weiterer Forschungszweig, von dem wichtige Impulse ausgingen, war die neue Tiefenpsychologie (Psychoanalyse). Die Tiefenpsychologie geht davon aus, dass es nicht nur Ängste gibt, die dem Bewusst-Rationalen, sondern auch dem Unbewusst-Irrationalen entspringen. Deshalb unterscheiden einige Forscher*innen auch heute noch zwischen einer bewussten „Furcht“ und einer unbewussten „Angst“. Ihr Begründer Sigmund Freud (1856-1939) plädierte zwar dafür, dass die „gegenstandsbezogene Angst“ weiterhin „Furcht“ genannt wird –, doch gleichzeitig strich er das Wort „Furcht“ aus seinem Vokabular und benannte sie neu in „Realangst“ um (oder auch „reale Angst“). Für den Begriff „Angst“ wiederum setzte er auf neue Adjektive –, wie so viele vor ihm. In seiner Schrift Hemmung, Symptom und Angst (1926) beispielsweise bezeichnet er sie neu als „neurotische Angst“ oder auch als „freiflottierende Angst“.

Die Psychoanalyse löste dazumal in der angstgeplagten Gesellschaft nicht nur einen unglaublichen Hype aus – und dies, obwohl sie ein ziemlich negatives Menschenbild vertritt. Mit ihrer Hilfe wandelte sich die Angstbewältigung auch zum „grossen Geschäft“ der Therapeuten und aufstrebenden Pharmazieunternehmen – und dies vermutlich, gerade weil sie ein sehr negatives Menschenbild vertritt. An „besseren Menschen“ interessiert war seit Aufkommen der Industrialisierung schliesslich auch die Wirtschaft. Vor allem ihr ist zu verdanken, dass im 20. Jahrhundert ein weiteres, neues Wort aufkam, von dem kaum jemand weiss, dass es bis vor wenigen Jahrzehnten in der deutschen Sprache überhaupt nicht existiert hat: der „Stress“ – abgeleitet vom englischen „distress“ (= Bedrängnis, Schmerz, Verzweiflung, Trübsal, Kummer).

Die psychologisch-philosophische Forschung konzentrierte sich auch während des gesamten 20. Jahrhunderts in erster Linie auf die angeblich völlig grundlose „Angst“, die von ihr bis heute als schwierig therapierbar eingestuft wird. Kein Wunder, haben Existentialismus und Psychoanalyse die „Furcht“ noch weiter hinter die „Angst“ zurücktreten lassen. – Schliesslich brauchen nur “kranke“ Personen Ärzte, Therapeuten und Medikamente. Mario Wandruszka hat die damaligen Zustände mit den saloppen Worten umschrieben: „Während die „Angst“ sich wie ein Schwamm vollsog mit psychoanalytischer und existentialistischer Bedeutungsschwere, schien die „Furcht“ immer mehr zu vertrocknen.

In den philosophisch-psychologisch geprägten Diskussionen konnte sich die Unterscheidung zwischen einer objektlosen-irrationalen und daher pathologischen „Angst“ und einer objektbezogenen-rationalen und somit normalen „Furcht“ zwar schliesslich weitgehend etablieren – im alltäglichen Sprachgebrauch jedoch nicht. Die “neue“, profitorientierte Angstforschung jedenfalls spaltet sich ziemlich schnell erneut in zweierlei theoretisierende Lager auf. Auf der einen Seite fanden sich erneut die Theoretiker der Psychoanalytik wieder, auf der anderen Seite die Behavioristen (u.a. Watson, Rayner), die zukünftig vor allem die interdisziplinäre Neurowissenschaft dominieren sollten. Mit ihrer Gründung in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts sollten vor allem die Biologen, Neurologen, Physiologen und Zoologen zur Zusammenarbeit animiert werden, die seit spätestens Ende des 19. Jahrhunderts mit ihren bahnbrechenden Experimenten und Theorien erneut das Mensch- und Weltbild veränderten – und das politische Mächtegleichgewicht zu Gunsten der Gesundheits- und Pharmaindustrie verschoben.

 

 

21. Jahrhundert

Der Zoologe und Psychologe Paul Leyhausen (1916-1998) war Leiter der Arbeitsgruppe Wuppertal des Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie (Abteilung Lorenz). Sein Essay Naturgeschichte der Angst (1967) ist ein gutes Beispiel für die Umwälzungen jener Zeit, ging er in diesem auf diejenigen biologisch-neurologischen Aspekte ein, die seit der Einführung der Neurowissenschaften 1969 im Zentrum der modernsten Forschung stehen (u.a. Gleichsetzung von „Angst“-Reaktion und „Antriebsenergie“-Bereitstellung). Hier schreibt er:

„Man hat verschiedentlich versucht, Angst und Furcht definitorisch zu trennen, etwa: Angst als unbestimmte, nicht eindeutig objektbezogene Stimmung, Furcht dagegen als konkrete »Furcht vor…«, oder: Angst als »Möglichkeit«, etwa im Sinne einer potentiellen, noch nicht aktivierten Antriebsenergie, und Furcht als »Wirklichkeit«, als in konkreter Situation aktiviertes Verhaltens- und Erlebenssystem. Doch sind Angst und Furcht im allgemeinen Sprachgebrauch weitgehend Synonyma, und der Versuch, die Begriffe konsequent zu trennen, wirkt gekünstelt und scheitert schlieβlich an der Indifferenz der Umgangssprache, deren sich ja auch der Forscher bedient. Von der hier skizzierten Antriebslehre aus gesehen erscheint es auch wenig zweckmäβig, den gleichen Antrieb verschieden zu benennen, je nachdem ob er als »potentielle« oder »kinetische Energie« auftritt; man hat ja auch nicht zwei Bezeichnungen für Wasser je nachdem, ob es noch ruhig im Stausee »lagert« oder schon durch die geöffnete Schleuse auf die Schaufelräder der Generatorturbine flieβt. Daher habe ich es vorgezogen, jeweils durch Zusätze – Angstantrieb, Angstaffekt, Angstverhalten, Angstmotorik, aktivierte und latente Angst usw. – deutlich zu machen, welche besondere Form oder Auswirkung von Angst gemeint ist.“

Die interdisziplinäre Neurowissenschaft revolutionierte die Angstforschung – ohne grosses Aufsehen zu erregen. Ihre Vertreter*innen ignorierten fortan entweder die klassisch-psychologische Trennung von „Angst“ und „Furcht“ oder aber führten sie nur noch sehr unspezifisch weiter. Die meisten Psychologen und Philosophen wiederum ignorierten zukünftig die neusten naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, die ihre Bedeutung in der Fachwelt immer häufiger in Frage stellten. Die meisten entschieden sich daher für einen annehmbaren Mittelweg, wie unter anderem der US-amerikanischen Psychologe und Neurologe Orval Hobart Mowrer (1907-1982). Er deutete zwar die Begriffe „fear“ und „anxiety“ ebenfalls synonym, doch unterschied er weiterhin zwischen „normaler“ und „neurotischer“ Angst (1950).

Die Wissenschaftler*innen der psychologisch-philosophischen Disziplinen behaupteten ihre Position in der Angstforschung letztlich nur noch per forma, das heisst auf theoretisch bzw. therapeutisch unkontrollierbarem Gebiet sowie auf Kosten eines erneuten Begriffs- und Auslegungschaos’. Seit dem 19. Jahrhundert prägten sie mit ihren „subjektiven“ Deutungsweisen die Angst- und Furchtdebatte und blockierten so eine seriöse Wissenschaftsdiskussion. Dabei wurden neue aber unbequeme Erkenntnisse immer häufiger ausgeblendet, totgeschwiegen oder gewaltsam der eigenen Meinung angepasst. Die Psychologinnen Gerda Lazarus-Mainka (geb. 1937) und Stefanie Siebeneick (geb. 1964) fassten die Verhältnisse und ihre negativen Folgen für die Forschung und Patienten mit den folgenden Worten zusammen:

„Schaut man sich die wissenschaftliche Literatur zum Angstgeschehen, die über die letzten 100 Jahre hinweg erarbeitet worden ist, an, dann kann man feststellen, daß die Erkenntnisse bio- oder neuropsychologischer Forschung nur zögerlich in die psychologische Theorienbildung über das Angstgeschehen eingeflossen sind. Wie an der Vielzahl von Definitionen … unschwer zu erkennen ist, gibt es, trotz einer vermeintlich sicheren und faßbaren physiologischen Basis des Angsterlebens, nicht die Definition von Angst, sondern es scheint, als gäbe es ebenso viele Definitionen wie Theoretiker, die sich mit dem Phänomen Angst beschäftigt haben. Jede Angsttheorie hat ihre Definition der Angst. Sie wird innerhalb des Kontextes der Theorie verständlich und spiegelt sich in der Art der Diagnose der Angst sowie ggf. in der Therapieform wider.“

Fremdsteuerung

Abb. 9) Dank Kapitalismus und Globalisierung ist auch die moderne Angstforschung nur noch am Profit und der Entwicklung neuer Medikamente interessiert, um Geängstigte wieder den politisch-gesellschaftlichen Systemen anzupassen. Experimentelle Untersuchungen werden dementsprechend vor allem auf dem Gebiet der Pharmazie und in der Gehirnforschung durchgeführt, um die neurobiologischen Prozesse besser verstehen und beeinflussen zu können.

Die Konkurrenzsituation, in die sich vor allem die psychologischen Disziplinen gedrängt sehen, hat zu sehr fragwürdigen Reaktionen geführt. Denn sie, die sich einst als „Erforscher des Geistes“ feiern liessen, leugnen heutzutage ihre geisteswissenschaftliche Zugehörigkeit und vernachlässigen ihre Hauptaufgaben –, um weiterhin als seriöse Wissenschaft zu gelten und “dazuzugehören“. Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Joseph LeDoux (geb. 1949) hat ihre heutige zwielichtige Rolle unter anderem am Bespiel der „Furcht“ illustriert: „Psychologen sehen in der Furcht kein subjektives Gefühl mehr (keinen »Zustand des Geistes«), sondern einen physiologischen Zustand, der die Furchtreaktionen steuert. Einen physiologischen Zustand als »Furcht« zu bezeichnen, führt aber häufig zu Verwirrung in der Frage, was Furcht eigentlich ist.“

Die Vertreter*innen der biologisch-neurologischen Disziplinen stufen „Angst“ und „Furcht“ heutzutage einfach nur als Reiz-Reaktionen ein. Sie gehen zumeist davon aus, dass es sich bei den Auslösern entweder um Reize aus der Umwelt oder dem Organismus handelt, die auch von anderen wahrgenommen bzw. nachvollzogen und daher präzise beschrieben werden können. Oder aber, dass es sich bei ihnen um komplexe, durch bewusste/unbewusste Gedanken oder Emotionen ausgelöste Reize handelt, die von anderen nicht oder kaum nachvollzogen werden können und daher auch nur schwer zu beschreiben sind.

Ihrer Auffassung nach werden „Angst“ und „Furcht“ bei einem Individuum (Mensch oder Tier) aber nicht durch irgendwelche Reize ausgelöst, sondern nur durch starke Reize. Da wiederum beide als aktuelle Zustände gewertet werden, wird auch kaum mehr – wie zuvor – begrifflich zwischen Gefühl und Zustand unterschieden. Emotionen werden von ihnen schliesslich als Mitteilungen des Gehirns gewertet. Wird also in der neuro-physiologischen Angstforschung überhaupt noch zwischen „Angst“ und „Furcht“ unterschieden? Ja! In den Neurowissenschaften wird die „Furcht“ normalerweise als emotionale Reaktion auf einen nichtkonditionierten (nichterlernten), die „Angst“ hingegen auf einen konditionierten (erlernten) Reiz eingestuft.

Die moderne Angstwissenschaft hat einiges ins Rollen gebracht, doch sie hat weder das Begriffs- und Deutungschaos beseitigen noch die sie prägende Subjektivität eliminieren können. Auch der Neurowissenschaftler LeDoux macht da keine Ausnahme. Einerseits benutzt er die Wörter als Synonyme, wenn er die Amygdala sowohl als „Angstzentrum“ wie auch als „Furchtsystem“ bezeichnet. Andererseits aber plädiert er für eine Unterscheidung zwischen den Begriffen „Furcht“ und „Angst“, um die Erkenntnisse aus den Tierexperimenten in einem angemessenen Rahmen veranschaulichen zu können – obwohl ihre Bedeutungen im Sprachgebrauch umstritten sind:

„Wenn wir Furcht und Angst wissenschaftlich erörtern, sollten wir den Wörtern »Furcht« und »Angst« ihre Alltagsbedeutung lassen – als Beschreibung für bewusste Erlebnisse, die Menschen haben, wenn sie durch gegenwärtige oder vorhergesehene Ereignisse bedroht werden. Die wissenschaftliche Bedeutung geht natürlich tiefer und ist komplexer als die umgangssprachliche, aber beide bezeichnen grundsätzlich das gleiche Konzept.“

Dass die interdisziplinäre Zusammenarbeit bestenfalls oberflächlich betrieben wird und die Förderer mehr an einer Vermarktung ihrer gewonnenen Erkenntnisse als am Wohle der Patienten interessiert sind, zeigt sich insbesondere am Bespiel der Tierexperimente. Denn um ihre Bedeutung an „den Mann zu bringen“ werden beispielsweise Ratten, die in einer Gefahrensituation agieren müssen, in den Untersuchungsunterlagen als „furchtsam“, „verängstigt“ oder „vor Furcht erstarrt“ beschrieben, wodurch falsche Vorstellungen vermittelt und verbreitet werden. Auf der anderen Seite werden die Befunde der Tierversuche kritiklos auf den Menschen übertragen, ohne weitere Untersuchungen durchzuführen.

Die Wissenschaftler*innen der philosophisch-psychologischen Disziplinen beschäftigen sich auch heute (fast) ausschliesslich mit der angeblich dubiosen „Angst“, die von den meisten als ein subjektiv erlebter Gefühlszustand definiert wird. Er kann ihrer Meinung nach nur durch die Betroffenen und mittels einer Selbstanalyse erschlossen werden –, was natürlich nur mit therapeutischer Hilfe und (wenn nötig) mit der Verabreichung von Medikamenten möglich ist. Um den wahren Angstauslöser entlarven und eine Genesung erfolgreich vorantreiben zu können, benötigte eine Therapie ihrer Meinung nach aber mehrere Jahre!

Die Ergebnisse der biologisch-neurologischen Fachrichtungen und ihre Tierversuche jedoch belegen, dass es vor der Angst kein Entrinnen gibt. Sie entspringt einem natürlich-organischen Prozess, der das Überleben der Menschen als Spezies gewährleisten soll. Es braucht nur wieder der richtige Auslöser in Erscheinung zu treten, um die Mechanismen in Gang zu setzen und sämtliche therapeutischen Bemühungen zunichte zu machen – das Angstgedächtnis vergisst nämlich nie.

Tatsächlich ist unser Angstmechanismus im Gehirn (Amygdala) nicht nur viel komplexer, sondern auch sehr viel raffinierter, als die meisten Wissenschaftler*innen und Laien wahrhaben wollen. Er speichert nämlich nicht nur ein Angsterleben und seinen Auslöser im emotionalen Gedächtnis ab, sondern jedes erfahrene Angsterlebnis – egal, ob wir es selbst durchlebt, von ihm gehört, von ihm gelesen oder im Film gesehen haben! Alle diese Eindrücke werden von ihm in viele verschiedene Teile zerlegt, die wie in einem Simultanverfahren und je nach Bedarf und Situation wieder zu neuen Kompositionen zusammensetzt werden.

Beim Empfang eines starken Reizes, der unsere Aufmerksamkeit weckt und uns in Bewegung setzt, werden diese oft bildhaften Botschaften (Erinnerungen, Ideen etc.) unbewusst verarbeitet oder aber uns mittels eines Gefühls oder eines drängenden Verlangens bewusst gemacht. Auf diese Weise sollen uns alle Möglichkeiten und Gefahren vor Augen geführt werde, mit denen wir konfrontiert werden könnten, damit wir zukünftig in einer angstauslösenden Situation noch schneller und besser reagieren.

Es ist vermutlich genau diese Fähigkeit unseres Angstmechanismus’, welche die Angst- und Furchtdebatte einst ausgelöst hat. Schliesslich werden unter dem Begriff „Angst“ seit jeher genau diejenigen Befürchtungen und Vorurteile zusammengefasst, die von politischen, religiösen und wissenschaftlichen Autoritäten als „irrational“ und „pathologisch“ beurteilt werden – aber auch der Hoffnung Ausdruck verliehen, unentdeckt geblieben zu sein und sich dank ihrer angeblichen Objektlosigkeit sicher fühlen zu dürfen. Ihre Geschichte jedoch zeigt, dass auch sie früher oder später die wahren Angstauslöser in Erinnerung ruft und mit ihnen die durch sie verursachten Zustände, welche die Welt zu einem furchteinflössenden Ort machen.

 

Literatur: Arendt, Hannah: Der Liebesbegriff bei Augustin. Versuch einer philosophischen Interpretation, in: Philosophische Texte und Studien, Bd. 90, Hildesheim/Zürich/New York 2006 (Zitat Augustinus); Aristoteles: Rhetorik, 5 Auflage, Stuttgart 1995; Ash, Mitchel G. und Geuter, Ulfried (Hg.): Geschichte der deutschen Psychologie im 20. Jahrhundert. Ein Überblick, in: WV-Studium, Bd. 128, Opladen 1985; Augustinus, Aurelius: Bekenntnisse. Aus dem Lateinischen übersetzt und herausgegeben von Kurt Flasch und Burkhard Mojsisch. Mit einer Einleitung von Kurt Flasch, Stuttgart 2008; Von Baeyer, Walter und Von Baeyer-Katte, Wanda: Angst, Frankfurt a.M. 1971; Bandura Albert: Sozial-kognitive Lerntheorie, Stuttgart 1979; Bernsen, Michael: Angst und Schrecken in der Erzählliteratur des französischen und englischen 18. Jahrhunderts. Wege moderner Selbstbewahrung im Auflösungsprozeß der theologisch-teleologischen Weltanschauung. München1996; Blank, Walter Horst und Fleischer, Dirk: Aufklärung und Historik. Aufsätze zur Entwicklung der Geschichtswissenschaft, Kirchengeschichte und Geschichtstheorie in der deutschen Aufklärung“, Waltrop 1991; Cicero: Gespräche in Tusculum, hg. v. Olof Gigon, 7. Auflage, München/Zürich 1998; Claessens, Dieter: Über gesellschaftlichen Druck, Angst und Furcht, in: Die politische und gesellschaftliche Rolle der Angst, hg. v. Heinz Wiesbrock, Frankfurt a.M. 1967, S. 135-149; Flashar, Hellmut: Melancholie und Melancholiker in den medizinischen Theorien der Antike, Berlin 1966; Flashar, Helmut (Hg.): Antike Medizin, Darmstadt 1971; Földényi, László F.: Melancholie, 2. Auflage, Berlin 2004; Freud, Sigmund: Hemmung, Symptom und Angst, Leipzig 1926; Fromm, Erich: Die Furcht vor der Freiheit, München 1990; Heidegger, Martin: Sein und Zeit, 11. Auflage, Tübingen 1967; Jaspers, Karl Theodor: Allgemeine Psychopathologie, Berlin 1948; Jehl, Rainer und Weber, Wolfgang E.J. (Hgs.): Melancholie. Epochenstimmung – Krankheit – Lebenskunst, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000; Kant, Immanuel: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, hg. v. Karl Vorländer, 6. Auflage, in: Philosophische Bibliothek, Bd. 44, Leipzig 1922; Ders.: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? In: S. 8-17.Was ist Aufklärung? Thesen und Definitionen, hg. v. Ehrhard Bahr, Stuttgart 1974; Kierkegaard, Søren: Der Begriff Angst, Düsseldorf 1969; Klibansky, Raymond, Panofsky, Erwin und Saxl, Fritz: Saturn und Melancholie. Studien zur Geschichte der Naturphilosophie und Medizin, der Religion und der Kunst, Frankfurt a.M. 1990; Krohne, Heinz W.: Theorien zur Angst. Stuttgart/Berlin/Köln/Main 1976; Lazarus-Mainka, Gerda und Siebeneick, Stefanie: Angst und Ängstlichkeit, Göttingen/Bern/Toronto/Seattle 2000; Lederer, David: Melancholie und Geisteskrankheit im frühmodernen Europa: Plädoyer für eine Geschichte der Seele und deren Therapie, in: Melancholie. Epochenstimmung – Krankheit – Lebenskunst, hg. v. Rainer Jehl und Wolfgang E.J. Weber, Stuttgart/ Berlin/ Köln 2000, S. 19-33; LeDoux, Joseph E.: Angst. Wie wir Furcht und Angst begreifen und therapieren können, wenn wir das Gehirn verstehen, Wals bei Salzburg 2016; Lersch, Philipp: Aufbau der Person, München 1964; Leyhausen, Paul: Zur Naturgeschichte der Angst, in: Die politische und gesellschaftliche Rolle der Angst, hg. v. Heinz Wiesbrock, Frankfurt a.M. 1967, S. 94-112; Lichtenthaeler, Charles: Geschichte der Medizin. Die Reihenfolge ihrer Epochen-Bilder und die treibenden Kräfte ihrer Entwicklung, Köln-Lövenich 1975; Luther, Martin. Wörterbuch zu Dr. Martin Luthers Deutschen Schriften, hg. v. PH. Dietz, Bd. 1, Leipzig 1870; Mowrer, Orval Hobart: Learning theory and personality dynamics: Selected papers, New York 1950; Platon: Die groβen Dialoge, hg. v. Manfred Fuhrmann, Bibliothek der Antike, Zürich/München1991; Porter, Roy: Die Kunst des Heilens. Eine medizinische Geschichte der Menschheit von der Antike bis heute, 2000 Berlin; Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts, Reinbek 1993; Solomon Richard L. und Wynne, Lyman C.: Traumatic avoidance learning: The principles of anxiety conversation and partial irreversibility, Psychological Review, 61, S. 353-385, 1954; Wandruszka, Mario: Angst und Mut, Stuttgart 1981; Watson John B. und Rayner, Rosalie: Conditioned emotional reactions, Journal of Experimental Psychology, 3, 1-14, 1920; Wiesbrock, Heinz (Hg.): Die politische und gesellschaftliche Rolle der Angst, Frankfurt a.M. 1967.

Zitatnachweise: Siehe Literaturliste.

Bildernachweise: Titelbild, Abb. 3, 9) Pixabay.de; Abb. 1) Wiederoth-Karikatur.de; Abb. 2, 5-8) Wikipedia.de; Abb. 4) Praedica.de.

 

By |2023-04-13T14:59:09+00:00Juli 11th, 2022|AnGSt|0 Comments
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