Die politischen Geschehnisse im Frühsommer 1914 und die Reaktionen der deutschen Bevölkerung gingen unter den Begriffen „Julikrise“ und „Augusterlebnis“ in die Geschichte ein. Aus ihnen hervorgegangen ist der Mythos von der deutschen „Kriegseuphorie“. Ihm zufolge sollen die Deutschen den Kriegszustand ihres Landes frenetisch gefeiert haben und den Lemmingen gleich angstlos in den Tod gezogen sein. Für die friedensverwöhnten Nachfolgegenerationen ein kaum nachvollziehbares Verhalten, das bis heute von der Wissenschaft erforscht wird.
Kapitel: Presse und Kriegsgefahr – Erfindung eines Mythos – Blindspots: Wissenschaftliche Vorurteile – Hinter den Kulissen: Antikriegsversammlungen – Angst in den Grenzstädten – Freudenangst – Energiegeladene Stimmung – Gefühl der Erleichterung
Presse und Kriegsgefahr
Seit Ende des 19. Jahrhunderts glich Europa einem politischen Krisenherd, dessen Feuer durch den imperialistischen Mächtestreit genährt wurde. Alle Grossmächte hofften auf einen „grossen Krieg“, der alle innen- und aussenpolitischen Probleme auf einen Schlag lösen sollte, und schürten fast vier Jahrzehnte lang die Feindesangst. Doch obwohl die europäische Bevölkerung medial auf einen „Weltbrand“ vorbereitet worden war, brach der Erste Weltkrieg für sie letztlich völlig unerwartet aus. Die jahrzehntelangen Warnungen vor der „Kriegsgefahr“ hatten sie abgestumpft. Kaum jemand war noch davon ausgegangen, dass der Frieden auf europäischem Boden tatsächlich ein Ende haben könnte und die Führungseliten ihre bereits Staub ansetzenden Kriegspläne umsetzen würden.
Der journalistische Spürsinn litt in den ersten Sommermonaten des Jahres 1914 ebenfalls an einem Schnupfen. In der europäischen Presse war nichts von irgendwelchen nationalen oder internationalen Krisen zu lesen, die auf den Ausbruch eines Krieges hingedeutet hätten. In Deutschland war ebenfalls weder in den grösseren noch in den kleineren, weder in den städtischen noch den ländlichen Zeitungsverlagen irgendjemandem bewusst, auf welche Katastrophe Europa zusteuerte.
Auch nach dem 28. Juni, als die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gattin Sophie in Sarajevo durch die Presse ging, deutete nichts auf eine politische Eskalation hin. Ganz Europa zeigte sich zwar empört über den politischen Anschlag durch den 19jährigen Studenten Gavrilo Princip, der einer nationalistischen Geheimorganisation angehörte. Doch für „weltbewegend“ hielt man ihn nicht. Bereits nach wenigen Tagen war in den über 3600 Zeitungen Deutschlands (die täglich erschienen und manchmal bis zu drei Ausgaben an einem Tag veröffentlichten) kaum mehr etwas über das Attentat zu lesen. Dass es letztlich als Legitimationsgrund für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges herhalten müsse, war den Zeitungsleuten und somit auch ihren Lesern und Leserinnen nicht bewusst.
Die Erfindung eines Mythos
Am 23. Juli war es mit der Ruhe vor dem Sturm vorbei. An diesem Tag berichteten die Zeitungen von einem österreichischen Ultimatum an Serbien, das zwei Tage später ablaufen sollte. Vor allem in Deutschland veränderte sich abrupt die Stimmung. Der Bevölkerung wurde klar, dass sie als stärkster Bündnispartner Österreichs nun im politischen Fokus stand. In den Grossstädten fanden sich am Nachmittag des 25. Juli die aufgeregten Menschen auf den öffentlichen Plätzen und vor allem auch vor den Zeitungsgebäuden ein, um gemeinsam die serbische Antwort abzuwarten. Als am Abend um 18 Uhr die Nachricht reinkam, dass Serbien nicht alle Forderungen erfüllen würde und Österreich die Teilmobilmachung eingeleitet hatte, offenbarte nicht nur ein Teil der deutschen Bevölkerung sein kriegslustiges Wesen, auch die Presse erfand sich neu.
Die Zeitungsverlage der Bürgerlichen, die den Krieg mehrheitlich begrüssten, erschufen in diesem Frühsommer den Mythos von der deutschen „Kriegseuphorie“. Sie berichteten ausführlich über die Menschenmassen in den Grossstädten, die sich am Abend des 25. Juli zusammenfanden und Österreichs Mobilmachung mit patriotischen Liedern und ausgelassenen Zügen durch die Strassen feierten. Einen weiteren Höhepunkt erreichten die feierlichen Anlässe und die Berichterstattungen über sie am 1. August. An diesem Tag verkündete Kaiser Wilhelm II. vom Balkon des Berliner Schlosses aus den Kriegszustand und stimmte sein Volk mit den bekannten Worten, er kenne nun keine Parteien mehr, sondern nur noch Deutsche, auf den Krieg ein.
Das Verhalten der Berliner Bevölkerung in den letzten Tagen vor Kriegsbeginn hat entscheidend zur Mythenbildung beigetragen. Die begeisterte Stimmung in der Hauptstadt hielten die Journalisten mehrfach in Worten und Bildern fest. Sie wurden von sämtlichen Zeitungen des Landes übernommen und verbreiteten ganz im Sinne der Politiker und Militärs das Bild eines opferbereiten Volkes, das voller Glückseligkeit, lachend und singend in den Krieg zieht. Vor allem die Fotoaufnahmen, die später auch als Postkarten verkauft wurden, erzielten die gewünschte Wirkung. Sie zeigten durchweg jugendliche, lächelnde und entspannte Gesichter. Wer jedoch heute die Fülle an Bildmaterial durchsieht, stellt fest, dass sie vielmehr eine Ausnahme darstellten.
Blindspots: Wissenschaftliche Vorurteile
Dem propagandistischen Bild von der deutschen Kriegsbegeisterung erlegen sind nicht nur die Zeitgenossen, sondern auch die Historiker, die sich als erstes mit dem Phänomen auseinandergesetzt haben. Erst seit den 1970er Jahren wurde die Vorstellung eines vollumfänglich kriegsbegeisterten Deutschlands zu korrigieren versucht. Doch bis heute blieb das Bild einer verblendeten und kriegsversessenen Bevölkerung virulent.
Die früheren Geschichtswissenschaftler interpretierten das heute seltsam anmutende Verhalten der Deutschen als reine Kriegseuphorie. Das Bild einer Bevölkerung, die angstlos in den Tod zog, erschien ihnen ganz offensichtlich unvereinbar mit der Kriegsfurcht, die sich ihnen gleichermassen in den zeitgenössischen Berichten offenbarte. Im Gegensatz zu den älteren Forschern sehen die modernen die Ereignisse von damals etwas differenzierter. Darunter auch der Historiker Jens Ebert, der über 20‘000 Briefe und Feldpostkarten aus den deutschen und österreichischen Archiven ausgewertet hat. Er kam zu dem Ergebnis:
„In der Mehrzahl der Briefe ist zwar eine Erregung zu spüren, jedoch kaum Euphorie, und wenn, ist sie eher eine Übernahme der allgegenwärtigen Propaganda. Es mischen sich Ängste und Sorgen, Spannung aufgrund einer ungewissen Zukunft, Glaube an einen kurzen Verteidigungskrieg und mitunter vaterländische Überlegenheitsphantasien. In den patriarchalisch geprägten Gesellschaften waren es selbstverständlich die Männer, die als »Vaterlandsverteidiger« eher der Propaganda erlagen. Doch auch sie zogen mit bangen Gefühlen ins Unbekannte.“
Auch der Geschichtswissenschaftler Jeffrey Verhey hat sich mit dem Mythos auseinandergesetzt und kommt zu dem Schluss: „In den gröβeren und groβen Städten scheint ebenfalls nicht Begeisterung die vorherrschende Stimmung gewesen zu sein, sondern Trauer und Angst.“ Der Meinung schliesst sich auch Christian Geinitz an, wenn er schreibt:
„Der Kriegsbeginn bedeutete nicht nur materiell, sondern auch mental eine groβe Belastung für die Bevölkerung. Es ist absurd zu glauben, daβ der einzelne den Krieg nicht fürchtete. Sowohl von seiten der Soldaten wie der Zivilisten gab es groβe Ängste – vor dem Tod, der Verwundung, der Trennung, der Einsamkeit, der Armut, vor allem dem, was Kriege immer mit sich bringen, egal wie falsch man im einzelnen ihre Dauer oder Heftigkeit einschätzen mag.“
Selbst in der Presselandschaft war das Bild nicht ganz so einheitlich, wie es von den frühen Geisteswissenschaftlern später dargestellt worden ist. Als die deutsche Bevölkerung von Österreichs Ultimatum an Serbien erfuhr und ein Krieg nicht mehr ganz so unwahrscheinlich erschien, begannen natürlich auch die parteilichen Zeitungsredaktionen öffentlich Stellung zu beziehen. Dabei bildeten sich zwei deutliche Fronten heraus: Auf der einen Seite die bürgerlichen Zeitungen, die das Ultimatum und die Kriegserklärung positiv deuteten; auf der anderen Seite die sozialistisch eingestellten Verlage, die das Vorgehen Österreichs verurteilten und ihre Anhänger zum Kampf gegen den Krieg mobilisierten.
Auch in den vielen Kriegschroniken und Tagebüchern fand die Angst vor dem Krieg immer wieder Erwähnung. Der Freiburger SPD-Stadtrat F. Wilhelm Engler beispielsweise war mit dem Zug unterwegs, als das Ultimatum an Moskau ablief, das Deutschland nach der österreichischen Generalmobilmachung gestellt hatte (31. Juli). Später schrieb er in sein Tagebuch: „Auf dem Bahnhof in Freiburg hörten wir schon die Worte ‚Kriegszustand‘ und ‚Kriegserklärung‘. Die Worte wirkten auf die angekommenen Reisenden, das konnte ich beobachten, wie ein elektrischer Schlag.“ Der SPD-Funktionär Wilhelm Heberlein in Hamburg wiederum notierte am 1. August in das seine, dass die meisten Menschen niedergeschlagen gewesen seien und den Eindruck gemacht hätten, „als wenn sie am folgenden Tag geköpft werden sollten.“
Hinter den Kulissen: Antikriegsversammlungen
Als sich die Leute in den Grossstädten zu versammeln begannen, ging es ihnen zuerst nicht darum, die eigene Kriegsbegeisterung zur Schau zu stellen, sondern darum, Informationen zu erhalten. Was die bürgerliche Presse als „Begeisterung der Massen“ oder unter dem Slogan „Seele der Masse“ verkauften und vom Publizisten Ernst Rolffs im November desselben Jahres als „Geist von 1914“ betitelt wurde, war jedoch in erster Linie ein ganz natürliches Kommunikationsbedürfnis. Es trieb die Menschen auf die Strassen und Plätze, steckte die Erfindung des Hörfunks schliesslich noch in den Kinderschuhen. Wer an Informationen kommen wollte, musste zwangsläufig mit seinen Mitmenschen sprechen oder Zeitung lesen.
Der Mythos von der einmütigen Kriegsbegeisterung wurde vor allem durch die Ereignisse in der Hauptstadt geprägt. Die Menge, die sich am ersten Augusttag in Berlin vor dem Schloss versammelt hatte und nach der Ansprache des Kaisers ebenfalls feiernd durch die Strassen gezogen war, entsprach aber nur einem Bruchteil der städtischen Einwohner. Die Forschung schätzt sie auf nicht einmal 30‘000, was einem damaligen Bevölkerungsanteil von weniger als 1% entspricht (Gross-Berlin).
Die abgelichteten Massen in Berlin gaben also nicht die öffentliche Meinung in Deutschland wieder. Zwar gab es in anderen Grossstädten ähnliche Ereignisse, darunter in Darmstadt, Münster, Speyer, Mainz, Hildesheim oder Mittweida (Sachsen). Die Reaktionen blieben jedoch zumeist auf sie – oder vielmehr gewisse Stadtquartiere – beschränkt und hatten auch nicht dieselben Ausmasse wie in der Hauptstadt. Darüber hinaus ist kaum mehr nachvollziehbar, in wieweit auch hier die angebliche Begeisterung in der Presse im Sinne der Kriegspropaganda beschönigt wurde. Und in manchen Städten gab es nachweislich überhaupt keine Ansammlungen.
Die ungefähr 30‘000 feiernden Menschen in Berlin am Abend des Ersten Weltkriegs dienten der bürgerlichen Presse zur Mythenbildung. Was von ihnen jedoch lieber totgeschwiegen wurde, waren die vielen Antikriegsversammlungen. Alleine in Berlin waren zur selben Zeit über 100‘000 Menschen auf den Strassen, um gegen den Krieg zu demonstrieren – obwohl von den Politikern ein Demonstrationsverbot verhängt wurde und die Polizei alle diese Versammlungen gewaltsam aufzulösen versuchte! Auch in vielen anderen Städten gingen zigtausende Kriegsgegner trotz Verbot auf die Strassen. Der Historiker Wolfgang Kruse hat in einer Untersuchung 288 Antikriegsversammlungen in mehr als 160 Städten nachweisen können. Er schätzt die Teilnehmerzahl auf mindestens 750’000 Personen.
Zum Jubelbild beigetragen haben vor allem auch die unzähligen jungen und gebildeten Sprösslinge der bürgerlichen Gesellschaft. Für sie war Serbiens Absage an Österreich und seine Mobilmachung tatsächlich ein Grund zum Feiern. Tagelang zogen sie betrunken und grölend durch die Strassen und belästigten diejenigen Leute, die nicht dieselbe Ausgelassenheit an den Tag legten. Immer wieder berichteten in den nächsten Tagen die Zeitungen der Sozialistischen Partei von Jugendlichen, die andere Passanten anpöbelten, zum Mitsingen oder Salutieren zwangen oder sogar verprügelten, wenn sie sich nicht zwingen liessen. Doch nicht nur die Jugend reagierte teilweise sehr aggressiv auf eine Nicht-Begeisterung. Der Massenzwang im Allgemeinen führte immer wieder zu Schlägereien und Demolierungen, um das angebliche „Fehlverhalten“ der Kriegsgegner öffentlich zu sanktionieren.
Angst in den Grenzstädten
Die Kriegseuphorie blieb vorwiegend auf einige Teilgebiete beschränkt. In den ländlichen Dörfern und Städten, in den Grenzgebieten sowie den grossstädtischen Arbeitervierteln kam kaum oder überhaupt keine Begeisterung auf. Die Land- und Grenzgebiete mussten als erste befürchten, die negativen Seiten des Krieges zu spüren zu bekommen. Die allgemeine Einstellung der Arbeiter wiederum wurde am 27. Juli von einem Journalisten der „Volkswacht“ folgendermassen zusammengefasst: „Das Volk, das eigentliche Volk, das seine Haut auf den Markt tragen soll, hat mit Kriegshetzen nicht zu tun, es will Frieden haben und weist es ab, sich für habsburgische Rache und Eroberungspläne hinschlachten zu lassen.“ Dass die Angst vor dem Krieg vor allem in den Grenzstädten sehr gross war, zeigt sich unter anderem am Beispiel Freiburgs. Die „Freiburger Zeitung“ gab am 25. Juli 1914 die Stimmung der Bevölkerung mit den Worten wieder:
„Wie bei einem drohenden Gewitter die Luft mit elektrischen Spannungen gesättigt ist und eine dumpfe bange Schwüle sich beängstigend auf das Gemüt jeglichen Lebewesens legt, so beseelt die ungeduldige Erwartung der Alarmnachrichten … auch die Einwohnerschaft Freiburgs. … Schon in den frühen Nachmittagsstunden machte sich allenthalben die nervöse Spannung geltend und überall, wo sich Menschen zusammenfanden, wurde die Möglichkeit erörtert, die sich schicksalsschwer an den Verlauf der sechsten Abendstunde (Ablauf des Ultimatums – Anmerkung Autor) knüpfen könnte. Je näher der Zeiger der Uhr auf 6 rückte, umsomehr belebten sich die Straβen der inneren Stadt mit aufgeregten Menschen, die sich bald zu einer Kopf an Kopf gedrängten Schar vor dem Geschäftsgebäude der Freiburger Zeitung am Martinstor zusammenballte.“
Nachdem der Krieg wahrscheinlich schien, reagierten die bürgerlichen Zeitungen mit einer prompten Stimmungsmacherei. Doch nicht alle Verlage zeigten sich derart enthusiastisch. In der „Frankfurter Zeitung“ vom 26. Juli war zu lesen: „Es ist in der Tag lange her, daβ Geschehnisse in der politischen Welt die Gemüter derart bewegt und erregt haben, wie diese. … Das Grauen vor der Kriegsfurie ist in den langen Friedensjahren eben besonders stark geworden, und diesmal, so nahm man an, lag die Möglichkeit vor, daβ auch Deutschland in den Brand verwickelt werden könnte.“ Charlotte Herder, die Ehefrau des Freiburger Verlegers, befand sich in den ersten Tagen des Juli 1914 wegen ihrer Bronchitis in einer Kur. Am selben Tag (26. Juli) schrieb sie in ihr Tagebuch:
„Hermann ist sehr froh, daβ ich hier oben bin, denn sie können unten keine Nacht schlafen, wegen der furchtbaren Erregung über die politische Spannung, die alle Menschen in Atem hält und die sich in nächtlichen Umzügen und Kundgebungen Luft macht. … Noch ist das letzte Wort über einen Krieg nicht gesprochen, aber es ist, als würde er seinen gespenstischen Schatten schon drohend vorauswerfen, und mit Bangen schaut alles in die Zukunft.“
Als die Information reinkam, dass Serbien dem Ultimatum nicht in allen Punkten nachkommen würde, reagierten die meisten Menschen mit Panik. Der Run auf die Banken und Lebensmittelgeschäfte nahm seinen Anfang. Viele von ihnen waren aber trotz der Geschehnisse um sie herum auch nach dem 25. Juli noch nicht wirklich davon überzeugt, dass sich eine europäische Katastrophe anbahne – und schon gar keine internationale. Manche Stadtverwaltungen und Zeitungen gaben sogar Entwarnungen aus und forderten ihre Leser auf, nicht alles zu glauben, was in der Sensationspresse stehe. Auch der „Freiburger Bote“ berichtete am 27. Juli 1914 – vier Tage, bevor der Kriegszustand ausgerufen wurde:
„Infolge allerlei verlogener Gerüchte über militärische Operationen unserer Armee, über eine deutsche Mobilmachung und bevorstehende Kriegserklärung, die … durch Extrablätter gegen besondere Bezahlung verbreitet wurden, hatte gestern die Aufregung unter der Bevölkerung eine geradezu unerträgliche Höhe erreicht. … Die Verbreitung unwahrer und übertriebener Sensationsnachrichten wirkt wie Gift auf die Instinkte der gedankenlosen Masse. Das Treiben mancher Preβorgane ist umso gefährlicher, als die gewinnsüchtige Absicht, der Profitgeist kaum verschleiert wird.“
Alles in Allem herrschte seit Ende Juli auch in den Vororten grosse Angst. Die Stimmungslage ausserhalb der bevölkerungsdichten Zentren beschrieb ein Frankfurter Pfarrer mit den Worten: „In der letzten Juliwoche war im Dorfe alles voll Sorge, niedergeschlagen, totenstill. … Bei der Mobilmachung, als das letzte Fädchen Hoffnung auf Frieden zerschnitten war, wurde es noch stiller, und Verzweiflung setzte ein.“ Die bäuerliche Bevölkerung auf dem Land, die gerade mit der Ernte beschäftigt war und zuerst kaum etwas von den politischen Geschehnissen und den Vorgängen in den Grossstädten mitbekam, reagierte schliesslich ebenfalls mit grosser Zukunftsangst. In den ländlichen Kleinstädten sah es ähnlich aus. Ein Pfarrer aus dem Schwarzwald beschrieb die Stimmlage seiner Gemeinde mit den Worten: „Schon die ganze letzte Juli-Woche lag die Angst auf uns, der lang gefürchtete Krieg möchte ausbrechen.“ Und aus Immenstadt hiess es: „Eine tiefe Unruhe wie vor einem schweren Ereignis bemächtigte sich unserer gesamten Bevölkerung; von Stunde zu Stunde wuchs die Spannung und jeder harrte mit wahrer Ungeduld der kommenden Dinge.“
Freudenangst
Nicht nur die deutsche Presse verbreitete das Bild einer euphorischen Bevölkerung. In anderen europäischen Ländern berichteten die Journalisten und Zeitungsverlage ebenfalls von jubelnden Massen. Vor allem die Einwohner Österreichs sollen aufgrund der Kriegserklärung an Serbien in Begeisterungsstürme ausgebrochen sein. Doch auch hier wird ein Propagandabild überliefert, das im Sommer 1914 durch die Presse geschaffen wurde.
Sogar aus Frankreich, das im deutschen „Schlieffenplan“ als erstes deutsches Angriffsziel genannt wird, wurden Jubelschreie, ausgelassene Umzüge und Feierlichkeiten gemeldet. Hier beschränkte sich die Begeisterung aber ebenfalls nur auf gewisse Teilgebiete der Hauptstadt Paris – und auch hier sind Angst und Freude untrennbar miteinander verknüpft. Der französische Schriftsteller André Gide beschrieb die Stadtszenerie am 2. und 3. August 1914 mit den Worten:
„Alle reisen ab oder sind schon abgereist … Die Luft ist voll scheuβlicher Angst. Paris hat etwas Unwirkliches, die Straβen sind frei von Fahrzeugen, voll von seltsamem Volk, das zugleich aufs höchste gespannt und ruhig ist; Leute mit Koffern warten an der Straβe; vor den Kneipen grölen ein paar Schreihälse die Marseillaise.“
Die Gleichzeitigkeit von Kriegsfurcht und Kriegsbegeisterung erschien nicht nur den Zeitgenossen, sondern auch den Geisteswissenschaftlern als unvereinbar. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert. Tatsächlich aber stellen sie keine Gegensätze dar – wie auch das Wort „Freudenangst“ belegt. Die Angst hat schliesslich ein Doppelgesicht, ist sie einerseits sie das „freudige“ Aufgeregtsein und das „drängende Verlangen“ nach etwas oder jemandem, andererseits das „beunruhigende“ Aufgeregtsein, das den stets drohenden Tod erahnen lässt. Die Gründe dafür liegen in der menschlichen Biologie.
Die biologische Angst ist darauf programmiert, zwischen „Gefährlichem“ und „Nützlichem“ zu unterscheiden. Die Angst ist daher auch nicht nur in einer Gefahrensituation anzutreffen, sondern auch immer dort, wo es etwas „Nützliches“ fürs Überleben zu haben gibt und sich die Verzichtangst bemerkbar macht. Ihre Doppeldeutigkeit zeigt sich ebenso am Beispiel der Sprache, bedeutet das Wort „Angst“ schliesslich auch „Sehnsucht“, „Verlangen“ oder „Begierde“. Sowohl im biologischen wie auch sprachlichen Sinne ist die Angst darüber hinaus auch die „Mutter der Emotionen“, wie sich ebenfalls wissenschaftlich nachweisen lässt. Schliesslich geht jede Gefühlregung mit ihr einher, scheint ihr zu entspringen – egal, ob das „Nützliche“ oder „Gefährliche“ im eigenen sozialen Wertesystem als „gut“ oder „schlecht“ bewertet wird.
Von rund 10% der deutschen Bevölkerung wissen wir, ob sie dem Krieg gegenüber positiv oder negativ eingestellt waren. Aufgrund der Fotoaufnahmen und überlieferten Berichte wissen wir auch, dass es sich beim Grossteil der Befürworter um Aristokraten, Jugendliche und Leute aus der Mittelschicht gehandelt hat. Die Meinungen von den restlichen 90% kennen wir jedoch nicht. Was wir aber mit Gewissheit sagen können, ist, dass die Gegner im Krieg eine Gefahr für Leib und Leben sahen, die Befürworter hingegen eine Chance, um ihren Drang nach individueller, sozialer und nationaler Anerkennung befriedigen zu können. Ob die Freudenangst oder die Gefahrenangst überwogen hat, ist letztlich aber einerlei, denn die Angst war immer mit dabei. Der dazumal 12jährige Philip Schuster hat die Stimmungslage im August, als die Soldaten in den Krieg zogen und an den vielen Bahnhöfen verabschiedet wurden, entsprechend beschrieben:
„Man hat ihnen (den Soldaten) Mut zugejubelt: … wir sehn uns bald wieder! Freudenrufe aus der Bevölkerung. Es gab auch Tränen, daβ sie bloβ wiederkommen sollen. … Teils freudig, teils ängstlich waren die Gemüter, und so war auch der Jubel. … In dem Jubel, den man den Leuten zubrachte, da war natürlich Angst. Freude und Angst.“
Energiegeladene Stimmung
Wie die teilweise Begeisterung blieben auch die Panikausbrüche vorwiegend auf die dichtbesiedelten Grossstädte beschränkt. Das Angstpotenzial, das in erster Linie die deutschen Stadteinwohner aufgrund der innenpolitischen Probleme und gesellschaftlichen Zwänge angesammelt hatten, fand im Krieg schliesslich einfach nur das so nötige Ventil der Entlastung. Die Angst ist schliesslich pure Antriebsenergie. Ihren Fluss zu unterbrechen ist verboten, Depots anlegen ebenso, und Überschüsse müssen immer kompensiert werden. Auf geistiger Ebene ist sie wiederum eine unbewusste Kraft, die auch inkognito agiert. Werden sich die Menschen ihrer Anwesenheit in Form von Angstgefühlen bewusst, ist das für gewöhnlich kein gutes Zeichen und ein Hinweis darauf, dass ihr Kreislauf unterbrochen wurde und sich Überschussenergie angereichert hat. Wo Antriebsenergie gestaut wird, „wird’s eng“, „explodiert“ jemand oder aber „implodiert“.
Theodor Wolff war Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“. Er war ein ganz besonders scharfer und auch einfühlsamer Beobachter jener Tage. Wie kaum ein anderer wusste er die tatsächliche Stimmungslage der Berliner Bevölkerung in Worte zu fassen. Über die plötzlich sich versammelnden Menschen auf den Plätzen und vor den Zeitungsredaktionen Ende Juli schrieb er: „Offenbar strömten diese Menschen nur deshalb hier zusammen, weil sie zu aufgewühlt waren, um zu Hause bleiben zu können, und die Furcht, mit sich allein zu sein, sie auf die Straβe trieb. Hier drauβen war gemeinsames Schicksal, die Möglichkeit, in der allgemeinen Sorge dem eigenen Sorgengespenst und den ängstlich fragenden Blicken zu entrinnen.“ Vor allem die Reaktionen nach der Ansprache des Kaisers am 1. August, als der Kriegszustand verkündet wurde, trugen zum Mythos von der deutschen „Kriegseuphorie“ bei. Dass es vielmehr der energetische Charakter der Angst war, der die Menschen umtrieb, hat der Chefredakteur Wolff ebenfalls erfasst: „Was man Begeisterung der Massen nennt, ist in solchen Fällen gewöhnlich nur die Entladung einer ungeheuren inneren Erregung und geht nicht aus Nachdenken und Überlegung hervor.“
Die Angst macht keinen Unterschied zwischen einem biologischen und einem sozialen Tod. Für sie stellen beide denselben Feind dar: die Inexistenz. Für die Kriegsgegner stand ersterer im Vordergrund, für die Befürworter vielmehr letzterer. Viele der Begeisterten machten nicht nur ihrer unbewältigten Angst „Luft“, indem sie jubelnd, singend und lachend durch die Strassen zogen. Sie sahen am Horizont auch endlich die Möglichkeit, schon in naher Zukunft ihre persönlichen Ängste durch eine –, wenn auch fehlgeleitete,– Konfrontation bewältigen zu können und sie durch glorreiche Taten und dem Anhäufen von Orden zum Schweigen zu bringen. Doch auch die vielen Gegner des Krieges reagierten mit einem Angriffsverhalten. Sie stürmten die Lebensmittelgeschäfte und plünderten ihre Bankkonten aus Angst, die Regierung könnte ansonsten ihre Gelder beschlagnahmen, um den Krieg zu finanzieren.
Der Erste Weltkrieg war aus innenpolitischer Perspektive das Produkt eines Kampfes um soziales Ansehen und Status. Zu seinen Befürwortern zählten nebst den Jugendlichen vor allem die Vertreter der bürgerlichen Mittelschicht, darunter auch Künstler und Schriftsteller, sowie ältere Personen, die den „besten und besseren Gesellschaftsklassen“ angehörten (wie ein Berliner Polizeibericht vermerkte). Dass sie alle einem Krieg mehrheitlich positiv gegenüberstanden, ist kaum verwunderlich. Die Jugend wollte sich ihren Platz in der Gesellschaft im wahrsten Sinne des Wortes „erkämpfen“, galt dazumal doch nur der Kriegserfahrene als ein „richtiger Mann“. Die anderen hingegen hatten mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, begann sich doch bereits vor dem Krieg das Sozialsystem zu zersetzen, was Überlebensängste schürte. Vor allem die Aristokraten und die Bürgerlichen waren unter Druck geraten. Sie drohten auf Kosten der Arbeitermassen an Ansehen und Prestige zu verlieren. Die Konkurrenzsituation verstärkte schliesslich auch ihre Bemühungen, sich von den anderen Gesellschaftsgruppen abzugrenzen. – Ein Unterfangen, das selbst während des gesamten Krieges konsequent weitergeführt wurde.
Die Militärs und Politiker hofften, mit Hilfe eines Weltkriegs könnten sie ihre gesellschaftliche wie auch internationale Position verbessern, ihr Image als Führungselite aufpolieren und der bürgerlichen Lebensform entgegenwirken. Viele Bürgerliche und Intellektuelle wiederum träumten von einer Zerschlagung des Systems und einer apokalyptischen Umwälzung der Gesellschaft, in der sie das Sagen haben würden. So oder so waren es jedoch am Ende immer die jeweiligen individuellen Ängste, die eine Möglichkeit der Bewältigung suchten. Die Kriegsgegner suchten sie jedoch im Grossen und Ganzen innerhalb des innerpolitischen Spielraums, die Befürworter in der Konfrontation mit einem „nationalistischen Gegner“. Auf diese Weise konnte nicht nur ein Bürgerkrieg vermieden werden, der das Kollektiv zerstört hätte. Es konnte auch das kollektive Selbstverständnis erneut bestätigt werden, mit dem sie sich besonders stark identifizierten und das von den anderen europäischen Grossmächten so schmachvoll behandelt worden war.
Gefühl der Erleichterung
Die Angst treibt den Menschen an, setzt ihn in Bewegung und ist immer auch der dazu nötige Beweggrund. Im Sommer 1914 trieb sie die Menschen auf die Strasse. Hier wollten sie in Erfahrung bringen, ob Gefahr für Leib und Leben bestehe oder ihr Verlangen nach einer politischen und sozialen Reform endlich durch einen Krieg gestillt werden würde. Allen Menschen jedoch gemein waren der Wunsch nach Informationen, ein Angsterleben nach ihrem Erhalt und der Drang, die gebündelte Angstenergie wieder freizusetzen, „Druck abzulassen“. In Worte gefasst wird die Energieentlastung auch in der „Gelsenkirchen Allgemeine Zeitung“ vom 1. August, wo es heisst: „Bis in die spätesten Nachtstunden hinein warteten die Leute auf endgültige Nachricht über den Stand der Dinge. Während vorerst eine bedrückte Stimmung vorherrschte, löste sich allmählich die Spannung und machte sich Luft durch Absingen patriotischer Lieder.“
Die gebündelte Angstenergie, die im Innersten Druck aufbaut und durch eine Handlung wieder in Umlauf gebracht werden will, wird in den Zeitungsberichten und Tagebüchern immer wieder erwähnt. Auch die Historiker, die sich mit dem Phänomen der „Kriegseuphorie“ auseinandergesetzt haben, sprechen immer wieder von einem „positiven Erlösungsgefühl“, das die Menschen nach tagelanger Anspannung überkam, als der Ausbruch des Weltkrieges zur Gewissheit wurde. Kein Wunder, konnte das Angstpotenzial sich endlich in der Bewegung entladen und nicht nur durch die militärische, sondern auch zivile Mobilmachung Einsatz finden.
Angedeutet wird der Zustand der „Erlösung“ und „Entspannung“ auch in einem Bericht aus dem süddeutschen Städtchen Ebingen: „»Jetzt ist der Krieg da, der Weltkrieg!« ruft man sich erschrocken auf der Straβe, im Kaufladen, in der Wirtschaft zu. Reges Leben herrscht allenthalben … Man ahnt die Bedeutung des Wortes. Grauen erfüllt die Seelen. Und doch atmet man wieder erleichtert auf“. In der „Freiburger Zeitung“ vom 1. August wiederum hiess es: „Da plötzlich steigt aus der Menge der Leser ein Wort aus halberstickter Kehle, daβ alle zusammenfahren läβt. Man steht und schaut: Es ist Wahrheit, kalte, grausame Wahrheit, befreiende, erlösende Botschaft aus der Qual der furchtbaren Ungewiβheit.“ Und im „Freiburger Tagblatt“ vom selben Tag wurde berichtet: „Die allgemeine Nervosität … hatte ihren Höhepunkt erreicht, war bis zur fiebernden Erregung gestiegen, da wirkte die Erklärung des Kriegszustandes im ersten Augenblick entspannend, dies war doch Gewiβheit. Leider schlimme Gewiβheit.“
Im Frühsommer 1914 wurde nicht nur gefeiert, und es wurden nicht nur Läden gestürmt. Es kam auch die Spionenfurcht auf – die ebenfalls in erster Linie durch die Presse angeheizt wurde. Als die Trennung der Soldaten von ihren Familienangehörigen vonstattenging, begannen sich aber auch die Ängste zu unterscheiden. Zwar verbanden Front und Heimatfront weiterhin die Angst vor Tod, Hunger und Seuchen. Doch die Befürchtung vieler Soldaten, sie könnten die Kontrolle über die Zurückgebliebenen verlieren, nahm schliesslich nicht nur überhand, sondern brachte auch ein neues Frauen- und damit ein neues Feindbild hervor. Mehr dazu im 3. Teil: „Angst vor Spionen und der Femme fatale“.
Literatur: Becker, Jean-Jaques: Der Grosse Krieg: Deutschland und Frankreich, 1914-1918, Essen 2010; Ebert, Jens (Hg.): Vom Augusterlebnis zur Novemberrevolution. Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918, Göttingern 2014; Engler, Wilhelm: Freiburg, Baden und das Reich. Lebenserinnerungen eines südwestdeutschen Sozialdemokraten, bearb. v. Reinhold Zumtobel, hg. v. Wolfgang Hug, Stuttgart 1991; Geinitz, Christian: Kriegsfurcht und Kampfbereitschaft. Das Augusterlebnis in Freiburg. Eine Studie zum Kriegsbeginn 1914, in: Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte – Neue Folge, hg. v. Gerhard Hirschfeld, Bd. 7, Essen 1998; Gödeke, Peter: Schlagzeilen des 20. Jahrhunderts, Köln o.J.; Hirschfeld, Gerhard (u.a. Hg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003; Keegan, John: The First World War, London 1998; Kruse, Wolfgang: Krieg und nationale Integration. Eine Neuinterpretation des sozialdemokratischen Burgfriedensschlusses 1914/1915, Essen 1993; Leonhard, Jörn: Die Büchse der Pandora. Geschichte des Ersten Weltkriegs, München 2014; Münkler, Herfried: Der Groβe Krieg. Die Welt 1914 bis 1918, 7. Auflage, Berlin 2013; Rohkrämer, Thomas: August 1914 – Kriegsmentalität und ihre Voraussetzungen, in: Der Erste Weltkrieg. Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, hg. v. Michalka, Wolfgang, im Auftrag des Militärsgeschichtlichen Forschungsamtes, München/Zürich 1994, S. 759-777; Sösemann, Bernd (Hg.): Theodor Wolff. Der Journalist. Berichte und Leitartikel, Düsseldorf u.a. 1993; Stöcker, Michael: Augusterlebnis 1914 in Darmstadt. Legende und Wirklichkeit, Darmstadt 1994; Verhey, Jeffrey: Der »Geist von 1914« und die Erfindung der Volksgemeinschaft, Hamburg 2000; Wolff, Theodor: Der Krieg des Pontius Pilatus, Zürich 1934.
Zitate (siehe vollständige Angaben Literaturliste): Ebert, 2014; Engler, 1991; Geinitz, 1998 (auch Zeitungsartikel und Tagebucheinträge); Wolf, 1934; Sösemann, 1993.
Bildernachweise (siehe vollständige Angaben Literaturliste): Titelbild) Geinitz, 1998; Abb. 1) Gödeke, o.J.; Abb. 2, 4) Münkler, 2013; Abb. 3) Hirschfeld, 2003; Abb. 5) Leonhard, 2014; Abb. 6) Verhey, 2000; Abb. 7) Keegan, 1998.