1. Weltkrieg (1/5) – Europas Urkatastrophe

Die Angst vor politischer und wirtschaftlicher Bedeutungslosigkeit, persönlichem Prestigeverzicht und sozialer Isolierung waren die Auslöser für den Ersten Weltkrieg (1914-1918). Zwar wurde vor über hundert Jahren offiziell sein Ende verkündet, sein mächtiger Schatten reicht jedoch bis in unsere Zeit hinein. Er markiert schliesslich nicht nur einen Wendepunkt in der Geschichte Europas, das 1918 seine Weltstellung verlor und den USA den Weg zur Weltmacht ebnete. Der „Grosse Krieg“, wie ihn die Zeitgenossen nannten, läutete auch unser modernes Zeitalter ein, das künftig nicht mehr zwischen politischen und ökonomischen Machtinteressen unterscheiden sollte.

 

Kapitel: Wie Kriege beginnen – Der unerwartete aber geplante Krieg – Feindbilder und Hoffnung auf einen Weltbrand – Deutschland: Aussenseiter und Störenfried – Sieg oder Selbstzerstörung – Innenpolitik: Befürworter und Gegner – Kriegstreiber: Kinder ihrer Zeit

 

Wie Kriege beginnen
Europakarte

Abb. 1) Im Ersten Weltkrieg (28. Juli 1914 – 11. November 1918) standen sich die Mittelmächte und die Entente mit ihren Alliierten im Kampf gegenüber. Kriegsschauplatz war nicht nur Europa, sondern auch Afrika, Vorderasien und Ostasien sowie die Weltmeere. Die Karte zeigt Europa vor dem Ausbruch der ersten „Materialschlacht“ der Weltgeschichte.

Der Sommer 1914 versprach ein besonders schöner Sommer zu werden. Im Juni standen die Ernte- und Ferienzeit vor der Tür. Viele Regierungsbeamte hatten die Städte bereits verlassen, um ihre freien Tage im Grünen zu verbringen. In ganz Europa sassen die Leute in den Parks, in ihren Gärten oder einem der vielen Cafés, genossen die Sonne und lasen Zeitung.

In Frankreich beherrschte ein politischer Mord die Presse. Henriette Caillaux, die zweite Ehefrau des früheren Premiers und Finanzministers Joseph Caillaux, hatte vier Monate zuvor den Herausgeber des „Figaro“ in seinem Büro erschossen. Grund: Er hatte Liebesbriefe veröffentlicht, die belegten, dass sie mit dem einstigen Minister bereits während seiner ersten Ehe eine Affäre hatte. In England dominierten zur selben Zeit wieder einmal Nachrichten über das widerspenstige Irland, das seine Unabhängigkeit forderte, die Zeitungen. Die deutschen Medien wiederum hatten nichts Weltbewegendes zu berichten. Sie bedienten ihre Leser und Leserinnen passend zum Wetter mit unterhaltsamen Artikeln.

Es war der 28. Juni, ein gemächlicher Sonntagmorgen, als in den europäischen Zeitungsredaktionen plötzlich Hektik aufkam. Man hatte eine Eilmeldung von höchster Brisanz erhalten: Der österreichisch-ungarische Thronfolger Franz Ferdinand und seine Gattin Sophie waren während ihres Staatsbesuchs in Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, einem Attentat zum Opfer gefallen. Ihr 19jähriger Mörder, der bosnische Student Gavrilo Princip, war noch am gleichen Tag geschnappt worden. Er gehörte der „Schwarzen Hand“ an, einer militanten, nationalistischen Geheimorganisation.

Ganz Europa zeigte sich empört über die Ermordung des Prinzenpaars. Doch die Aufregung hielt nicht lange an. Schon in der ersten Juliwoche war kaum noch etwas über das Attentat und die Beziehung zwischen Österreich-Ungarn und Serbien in den Zeitungen zu lesen. Am 23. Juli war es jedoch wieder mit der Ruhe vorbei. Die Titelblätter informierten die Leser über ein Ultimatum an Serbien. Princip war kein Einzeltäter gewesen. Er hatte sich mit anderen Verschwörern auf den Anschlag vorbereitet. Österreich-Ungarn gab der serbischen Regierung 48 Stunden Zeit, um seine Komplizen zu fassen und forderte darüber hinaus eine rechtliche Beteiligung an deren Strafverfolgung.

Werbeplakat Kriegsanleihe

Abb. 2) Ökonomische Interessen standen von Beginn an im Mittelpunkt des Ersten Weltkriegs, der mit dem deutschen Einmarsch in Belgien seinen Anfang nahm. Die Entente-Mächte bezeichneten ihn als „Vergewaltigung Belgiens“. Das hier abgebildete amerikanische Plakat nutzte die Metapher als Slogan, um für Kriegsanleihen zu werben.

Am 25. Juli um 18 Uhr lief das Ultimatum ab. Serbien kam den Forderungen so weit entgegen, wie es konnte. Nur in einem Punkt erteilte es Wien eine Absage: es war nicht bereit, die Mitarbeit österreichischer Beamte an der juristischen Verfolgung der Attentäter zu beteiligen. Als Begründung gab es seine Souveränitätsreche an. Tatsächlich aber hätte das rechtliche Eingreifen einer anderen Staatsmacht vor allem einen politischen Gesichtsverlust bedeutet, den es nicht hinnehmen konnte. – Und nicht nur Österreich-Ungarn wusste das, sondern auch die deutsche Regierung, die Wien dazu genötigt hatte, ein solches unannehmbares Ultimatum zu stellen.

Auch Serbien wusste, was ihm nun blühte. Noch am selben Tag leitete seine Regierung die Teilmobilmachung ein. Auch Österreich-Ungarn reagierte unverzüglich mit einer solchen und brach die diplomatischen Beziehungen ab. Am 28. Juli erklärte Wien Serbien den Krieg. Nun trat Russland auf den Plan und schlug sich auf die Seite Serbiens. Am 29. rief es die Teil-, ein Tag später die Generalmobilmachung aus. Am 31. Juli wurde auch in Österreich-Ungarn die Generalmobilisierung eingeleitet. Sein Bundespartner Deutschland verkündete am selben Tag den „Zustand drohender Kriegsgefahr“ und stellte an das benachbarte Russland ein noch kürzer angesetztes Ultimatum: Entweder es stelle seine Mobilmachung innerhalb der nächsten 12 Stunden ein oder es drohe Krieg. Gleichzeitig erging auch an Frankreich ein solches: Sollte die französische Regierung nicht innerhalb von 18 Stunden seine Neutralität im Fall eines deutsch-russischen Konfliktes bekunden, müsste es mit einer Kriegserklärung rechnen. Weder Russland noch Frankreich reagierten auf die Forderung Deutschlands.

Der Erste Weltkrieg nahm seinen Anfang. Am 1. August rief Deutschland die Generalmobilmachung aus und erklärte Russland (1.8.) und Frankreich (3.8.) den Krieg. Zwischenzeitlich (2.8.) forderte es Belgien auf, den Durchmarsch seiner Truppen zu erlauben, um an der Grenze zu Frankreich Stellung beziehen zu können. Die belgische Regierung jedoch lehnte ab. Nichtsdestotrotz marschierten am 3./4. August deutsche Truppen in Belgien ein, was nun Grossbritannien auf den Plan rief. Bereits am 1. August hatte es die Mobilmachung seiner Flotte eingeleitet. Nun stellte London ein Ultimatum an Deutschland (4.8.). Die britische Regierung verlangte die Respektierung der belgischen Neutralität, was ebenfalls einer Kriegserklärung gleichkam. Weitere Kriegserklärungen wurden ausgesandt. Als Serbien Deutschland den Krieg (6.8) erklärte und Österreich-Ungarn von Frankreich (11.8.) und Grossbritannien (12.8.) die Kriegserklärung erhielt, hatten die Schlachten bereits begonnen.

 

 

Der unerwartete aber geplante Krieg

Für die europäische Bevölkerung kam der Weltkrieg völlig unerwartet. Verdutzt entnahm sie den Zeitungen, dass sie im Kriegszustand waren. Obwohl die politische Lage in Europa seit Jahrzehnten einem Pulverfass glich, war ihr Krisenbewusstsein kaum ausgeprägt. Sie hatten sich an die angeblich omnipräsente „Kriegsgefahr“ und unzähligen „kleinen Kriege“ gewöhnt, die zumeist in fernen Ländern geführt wurden. Für die Politiker und ihre Militärs hingegen kam der Weltkrieg keineswegs unerwartet. Sie hatten ihn lange im Voraus geplant. Plötzlich da war nur das Ereignis, das ihn Wirklichkeit werden liess.

Die Zeitgenossen nannten ihn den „Grossen Krieg“, „Great War“, „Grande Guerre“ oder „Grande Guerra“. Der amerikamische Historiker und Diplomat George F. Kennan (1904-2005) betitelte ihn als „die grosse Urkatastrophe dieses Jahrhunderts“. Und in der Tat, „gross“ und „katastrophal“ war er. Nicht nur deshalb, weil alle europäischen Grossmächte an ihm teilnahmen und insgesamt gut 70 Millionen Soldaten in ihm kämpften, sondern auch der Grad der Zerstörung und Vernichtung menschlichen Lebens bis dahin unbekannte Ausmasse annahm. Winzig klein hingegen war die Gruppe derjenigen, die ihn initiierte. Sie umfasste nicht mehr als fünfzig Männer („Männer von 1914“). Obwohl von persönlichen Ängsten und Motiven angetrieben, bestimmten ihre Entscheidungen und Aktionen letztlich nicht nur das eigene Schicksal, sondern auch das vieler Millionen.

 

Kaiser Wilhelm II. Kaisermanoever

Abb. 3-4) Der deutsche Kaiser und König von Preussen Wilhelm II. (1859-1941) trägt eine schwere Verantwortung für den Ersten Weltkrieg, der deshalb auch als „Krieg des Kaisers“ bezeichnet wurde. Deutschland war zu dieser Zeit kein Nationalstaat im modernen Sinne. Seine Strukturen glichen vielmehr einer „persönlichen Monarchie“. Alle militärischen sowie aussen- und personalpolitischen Entscheidungen wurden von Wilhelm II. persönlich getroffen. Er selbst war als ein aufbrausender, sprunghafter und nicht selten geistig verwirrter Mann bekannt, der sich immer wieder in eine monarchisch-religiöse Fantasiewelt flüchtete. Den Krieg bewertete er als ein Kampf zwischen Gott und dem Bösen. Während seine Landsleute im Kampf, an Seuchen oder Hunger starben, vertrieb er sich – nach eigenen Angaben – die Zeit mit „Holzhacken“ und „Teetrinken“. Wilhelm II. galt als ein gefürchteter Manöverdirigent, der die jährlichen, repräsentativen „Kaisermanöver“ stets mit einer grossen Kavallerieattacke enden lassen wollte. Das Bild links zeigt ihn während einer dieser Veranstaltungen. Rechts eine deutsche Karikatur aus der Zeitschrift „Simplicissimus“ (September 1909).

 

Ein Grossteil der Historiker beschreibt den Ersten Weltkrieg als die Quintessenz einer sich beschleunigenden Welt, die sich während der Jahrhundertwende abzeichnete. Weltbewegende Veränderungen besitzen jedoch nicht die Fähigkeit, Kriege zu initiieren. Nur geängstigte Menschen, bei denen das Angriffsverhalten ausgelöst wird und die ihre Mitmenschen in Angst zu versetzen wissen, leiten Kriege ein. So schreibt auch der Historiker Gerhard Henke-Bockschatz in seinem Buch „Der Erste Weltkrieg“:

„Wenn der Erste Weltkrieg als »Katastrophe« bezeichnet wird, so ist damit nicht gemeint, dass er wie ein schicksalhaftes, unbeeinflussbares Naturereignis über die Menschen hereinbrach, mag dies auch manchen zeitgenössischen Politkern so vorgekommen sein und mögen auch nicht wenige Historiker ähnlich argumentiert haben. Auch heute muss leider immer noch die altbekannte elementare politische Einsicht betont werden, dass Kriege nicht »ausbrechen«, sondern gemacht werden.“

 

Seit dem deutsch-französischen Krieg von 1870/71 war es zu keinem Krieg auf europäischem Boden mehr gekommen, dafür zu unendlich vielen politischen Krisen. Jahrzehnte lang beherrschten imperialistische Rivalitäten, ein immer stärker vorangetriebenes Wettrüsten zur See und zu Lande, aber vor allem auch ökonomische Auseinandersetzungen die Agenden der Grossmächte und vergifteten das politische Klima Europas. Ein unentwegtes Kräftemessen, Ränkespiele und Drohgebärden waren an der Tagesordnung. Ebenfalls zur Tagesordnung gehörten die ständigen aussenpolitischen Kompromisse, die letztlich nichts an der Mächtekonstellation änderten. Das Rangeln um die „Weltherrschaft“ nahm einfach kein Ende – und die Angst, sie nicht zu erlangen, ebenso. Dass der Erste Weltkrieg in erster Linie der Selbstbestätigung diente, hat der Historiker Ernst Schulin nüchtern und knapp zusammengefasst:

„Was man nach der Erforschung der auβen- und innenpolitischen Motive aller Staaten sagen kann, sind zunächst zwei negative Feststellungen. Der erste: Kein Staat hatte ein so lebenswichtiges politisches Ziel oder war gar dermaβen in seiner Existenz gefährdet, daβ er zum Krieg als letztem Hilfsmittel hätte greifen müssen. … Die zweite Feststellung: Kein Staat hielt die Erhaltung des Friedens für so vordringlich, daβ er dafür Macht- und Prestigeverlust hingenommen hätte.“

 

Ein grosser, „reinigender“ Krieg wurde zwar von allen europäischen Regierungen regelrecht herbeigesehnt, um die innen- und aussenpolitischen Probleme auf einen Schlag lösen und die eigene Machtlage langfristig verbessern und stabilisieren zu können. Nicht nur die europäischen Politiker und Militärs, sondern vor allem auch die Bürgerlichen träumten von einem Entscheidungskrieg zu ihren Gunsten. Letztlich war es aber die deutsche Führungselite, die das Attentat von Sarajevo als Vorwand nutzte, um den Weltkrieg in die Tat umzusetzen. Getrieben von ihrer persönlichen Angst, Macht- und Prestigeverlust hinnehmen zu müssen, stilisierten sie den von ihnen schliesslich eingeleiteten Präventivkrieg zum „Verteidigungskrieg“ um und überzeugten so die Bevölkerung von seiner Notwendigkeit.

 

Bethamann Hollweg und Moltke

Abb. 5-6) Zwei weitere „Männer von 1914“: Im linken Bild der deutsche Reichskanzler Theodor von Bethmann Hollweg (1856-1921), der Ende Juli als einziger Regierungsvertreter noch in Berlin war (fast alle anderen Entscheidungsträger weilten bereits in den Ferien). Er hat durch sein eigenmächtiges Handeln massgeblich zur Eskalation beigetragen. Bethmann galt als „schlapper“ Kanzler. Er wird als ein ängstlicher, unentschlossener und unbeliebter Mann beschrieben, der sich oft von aussen beeinflussen liess. Bei offiziellen Anlässen trug Bethmann, der weder eine militärische noch diplomatische Ausbildung vorzuweisen hatte, stets die Uniform eines preussischen Generals. Kurz vor Ausbruch des Weltkrieges war seine Ehefrau verstorben, was bei ihm Depressionen ausgelöst hatte. Das Bild zeigt ihn im Jahre 1915 bei einem seiner regelmässigen Ausritte im Berliner Tiergarten, die eine aristokratische Form der Selbstrepräsentation darstellten. Rechts: Helmuth von Moltke d.J. (1848-1916) war seit 1905 deutscher Generalstabschef. Er war ein melancholischer und von Selbstzweifeln geplagter Mann, der sehr darunter litt, ständig mit seinem berühmten Onkel (dem Sieger von Königgrätz und Sedan) verglichen zu werden. Von seinen Mitstreitern wurde er als „weich“ eingestuft. Als Moltke im September 1914 eine Schlacht gegen die französischen und britischen Armeen verlor (Marne), brach er gesundheitlich zusammen und wurde de facto durch General Erich von Falkenhayn ersetzt. Später leitete er eine Intrige gegen Falkenhayn ein, um wieder an die Macht zu kommen.

 

 

Feindbilder und die Hoffnung auf einen Weltbrand

Die Angst bestimmt nicht nur die Geschichte von Individuen, sondern auch ganzer Nationen. Kein Wunder, ist sie nicht nur der Grund, warum sich die Menschen überhaupt zu Kollektiven zusammenschliessen, sondern darüber hinaus auch der Kitt, der diese zusammenhält. Und da sie eine Minimalistin ist, wird nicht nur das Schicksal jedes Einzelnen, sondern auch das jeden Verbunds durch (fast) dieselben Naturgesetze und Merkmale bestimmt. Nicht nur die biologische Angst unterscheidet zwischen schädlich und nützlich, sondern auch die geistige Angst. Kollektivbildung und -festigung werden schliesslich ebenfalls aufgrund realer oder fiktiver Gefahrenvorstellungen und Nutzinteressen betrieben. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es die Ideologie des Imperialismus’, der die eigenen nationalen Bedürfnisse zu befriedigen versprach und das kollektive und damit auch das individuelle Selbstbild aufpolieren sollte. Die grosse Gefahr stellten wiederum die Nachbarnationen dar, die ihn ebenfalls praktizierten.

Der Imperialismus, der die gezielte Machtpolitik der europäischen Grossmächte zur Ausdehnung ihres Regierungsgebiets umschreibt und auf die Bildung eines Grossimperiums abzielte, schürte seit ungefähr 1880 den Konkurrenzkampf zwischen den Regierungen Europas. Sie alle hatten daher auch dasselbe Ziel: soviel Gebiete zu annektieren wie möglich, um als imperialistische Grossmacht – und damit als Weltmacht – die eigene Stellung zu verteidigen und zu festigen. Dabei stand die Stärkung der eigenen Volkswirtschaft im Vordergrund, sollten die Ressourcen der eingenommenen Ländereien ausgebeutet werden, um die eigene Industrialisierung voranzutreiben und die Finanzmärkte zu stärken.

 

Karikatur Weltbrand

Abb. 7) Deutsche Karikatur aus der Zeitschrift „Ulk“ (16. April 1909), die 1872 als eine Beilage zum liberalen „Berliner Tageblatt“ gegründet wurde.

 

Die endlosen politisch-militärischen Krisen und das Gerangel um die Weltherrschaft liessen bei den Zeitgenossen die Überzeugung aufkommen, dass ein „Weltkrieg“ unumgänglich sei. Bereits Jahrzehnte vor seiner Realitätswerdung wurde er öffentlich und hitzig diskutiert. Die Idee von ihm manifestierte sich sogar in einem ganz neuen Begriff: dem Weltbrand. Die Vorstellung vom „Krieg der Zukunft“ umfasste letztlich viele unterschiedliche ideologische Inhalte und erhielt dementsprechend sowohl politische und rechtliche als auch religiöse und kulturelle Färbung. Schlagworte wie „Sühneopfer“ oder „Reinigung der Menschheit“ machten die Runde. Doch nicht alle hofften darauf, dass er Wirklichkeit werde. Die Öffentlichkeit spaltete sich von Beginn an in solche, die den „Krieg aller Kriege“ befürworteten (insb. Bürgerparteien) und solche, die ihn fürchteten und zu verhindern suchten (insb. Arbeiterparteien).

Die Erwartung eines „grossen Krieges“ war letztlich ein internationales Phänomen. Sämtliche europäischen Grossmächte hatten jedenfalls bereits vor 1914 einen strategischen Kriegsplan in ihrer Schublade liegen, der vorgab, wie er umgesetzt werden könnte. Dabei waren sich alle Beteiligten darüber einig, dass es sich beim „Weltbrand“ nur um ein kurzes Intermezzo handeln würde. Schnell begonnen und schnell beendet werden sollte der unausweichliche Grosskrieg vor allem deshalb, weil man sich davor fürchtete, er könne ansonsten zu teuer werden aber auch die Handelsbeziehungen beeinträchtigen oder sogar zerstören. Entsprechend waren auch die offiziellen Kriegspläne auf einen solchen kurzen Krieg hin konzipiert worden.

 

Feindbilder

Abb. 8-9) Feindbilder: Links eine englische Karikatur von J.H. Dowd, veröffentlicht im „The Bystander“ (9. Juni 1915). Der Text dazu: „We are great; we are free; we are wonderful. We are the most wonderful people in all the jungle. We all say so, and so it must be true.“ Rechts: Deutsche Karikatur, die einen Soldaten zeigt, der einen Russen schlägt. Daneben ein Franzose und ein Engländer, die sich ängstigen, sowie ein bereits verdroschener Belgier. Das Bild versinnbildlicht den deutschen „Schlieffenplan“.

 

Man bereitete sich jedoch nicht nur militärisch, sondern auch mental auf den „Weltbrand“ vor. Dabei nahm vor allem die Konzipierung bestimmter Kollektiv- und Feindbilder eine bedeutende Stellung ein, um die eigene Bevölkerung auf ein kriegerisches Verhalten einzustimmen. In unzähligen Romanen, Karikaturen, Satiren, Zeitungsbeiträgen, Broschüren oder Flugblättern wurde dem bevorstehenden Krieg ein Gesicht gegeben. Dabei zeigt sich sogar eine gewisse nationale „Austauschbarkeit“, wurden doch viele dieser Schrifterzeugnisse in andere Sprachen übersetzt und über die Grenzen hinweg verbreitet. Schliesslich hatten die Botschaften, welche die Kollektiv- und Feindbilder vermittelten sollten, immer denselben Zweck: sie sollten an die jeweiligen nationalen Gefühle der Leute appellieren und sie für einen kommenden Krieg mobilisieren. Nachdem der Krieg ausgebrochen war, sollten sie vor allem die eigene Nation auf- und die Gegnernationen abwerten.

Der mentalen Kriegsvorbereitung unterworfen wurde auch die Erziehung der Kinder und Jugendlichen. Auf die Vernichtung ihrer Lebenswelt eingestimmt wurden sie mittels Zinnsoldaten, Matrosenanzügen oder Kinderbücher über heldenhafte Soldaten, militärischen Initiationsriten, vaterländischem Schul- und Universitätsunterricht oder auch „nationalen“ Jugendverbänden und Kriegervereinen, welche die Vorstellung von Kameradschaft und Zusammenhalt fördern sollten. Und tatsächlich war die Jugend am Ende einer der grössten Verfechter der Kriegsidee. Vor allem die jüngeren Militärangehörigen und die zur Zeit Wilhelms II. aufkommenden radikal-nationalen Verbände pochten auf eine gezielte und umfängliche Kriegsvorbereitung, die keine Rücksicht auf innenpolitische Kosten nahm und ein gut ausgebildetes Bevölkerungsheer schaffen sollte.

 

Kinderbuch und Junge

Abb. 10-11) Auf der linken Seite die Illustration eines deutschen Kinderbuchs (1915). Rechts ein abgemagerter Junge im Matrosenanzug. Das Foto wurde am 30. Juni 1916 aufgenommen (Hungerjahr in Deutschland).

 

 

Deutschland: Aussenseiter und Störenfried
Karikatur Kaiser Wilhelm II.

Abb. 12) Die italienische Karikatur „Der Gierige“ aus der Zeitung L’Ingordo zeigt den deutschen Kaiser als eine von Unersättlichkeit und Irrsinn getriebene Person. Die Karikatur versinnbildlicht den Weltkrieg als Folge Deutschlands Machtgier.

Nicht nur die individuelle, sondern auch die kollektive Angst baut immer auf einem Bild seines Selbst auf, das durch Unterlegenheits- oder Überlegenheitsgefühle bestimmt wird. Eine Gruppenidentität kann sich jedoch nur dann ausbilden, wenn alle Mitglieder dieselben Grundüberzeugungen und damit dasselbe Angstverständnis teilen. Darüber hinaus benötigt nicht nur ein Selbst-, sondern auch ein Kollektivbild sowohl eine Bestätigung als auch Rechtfertigung seiner Existenz. Im Gegensatz zum individuellen Selbstverständnis wird das Gruppenverständnis jedoch fast immer von einem ausgeprägten Stärkebewusstsein beherrscht und von der Überzeugung getragen, die Vollkommenheit, Überlegenheit und Unfehlbarkeit darzustellen. Wird seine Identität angezweifelt oder ignoriert, reagiert es daher auch fast nie mit einem Flucht-, sondern in erster Linie mit einem Angriffsverhalten. In diesem Moment wandelt sich die Gruppe zum Angstauslöser, die Aufmerksamkeit zu erregen versucht und ihre Existenzbescheinigung, falls nötig auch unter Gewaltanwendung, einfordert.

Als 1918 offiziell das Ende des Ersten Weltkriegs verkündet wurde, hielt man im „Versailler Vertrag“ fest, dass Deutschland und seine Verbündeten alleinverantwortlich für den Krieg waren (§ 231). Doch schon dazumal waren sich die alliierten Sieger darüber einig, wer tatsächlich die Hauptschuld trug: Deutschland. Sein Kaiser hatte Österreich-Ungarn die Bündnistreue versichert (Blankoscheck) und den Krieg angeordnet, sein Reichskanzler hatte immensen Druck auf die österreichische Regierung ausgeübt und von ihr verlangt, ein für Serbien unmöglich annehmbares Ultimatum zu stellen, seine Politiker hatten die Friedensbemühungen Grossbritanniens boykottiert und seine Militärs hatten den Präventivkrieg erzwungen und Kriegstreiberei betrieben. Auch die spätere Forschung kam zu dem Schluss, dass es die deutsche Führungselite war, die das dazumal politisch völlig instabile, wirtschaftlich besonders rückständige und auf einen Grosskrieg überhaupt nicht vorbereitete Österreich-Ungarn für seine Zwecke instrumentalisiert hat, um den ersehnten „Weltbrand“ herbeizuführen.

Die Gründung des ersten deutschen Nationalstaates 1871 war unter kriegerischen Bedingungen erfolgt. Drei Kriege hatte es benötigt, um die Deutschen zu einigen (1864, 1866, 1870/71). Dies hatte die Akzeptanz reiner Machtpolitik gefördert und das Ansehen alles Militärischen enorm gesteigert. Nun träumte man von einer imperialistischen Weltgeltung und peilte politisch einen „Platz an der Sonne“ an (1897). Deutschlands prosperierende Wirtschaft und Wissenschaft sowie seine besonders stark betriebene Aufrüstung machten es jedoch nicht nur zum Konkurrenten, sondern auch zur Bedrohung.

Das deutsche Volk verstand sich traditionell als Nachkomme des Heiligen Römischen Reiches und damit einer Jahrhunderte alten Weltmacht, welche die bedeutendsten Kaiser, Könige, Dichter und Denker hervorgebracht hatte. Damit rechtfertigten nicht nur Wilhelm II. sowie seine Politiker und Militärs, sondern auch die Intellektuellen ihr Streben nach einer europäischen Sonderstellung. Als jüngster Nationalstaat wurde Deutschland jedoch über die Jahrzehnte hinweg von seinen grossen europäischen Brüdern kleingehalten. Es selbst nahm die Stellung eines ständigen „Störenfrieds“ ein. Immer wieder wurde es bei der „Aufteilung der Welt“ benachteiligt und damit sein Selbstbild in Frage gestellt. Um sich seinen Selbstwert zu bestätigen, liess es keine Möglichkeit aus, auf dem politischen Bankett Aufmerksamkeit einzufordern. Seinetwegen spaltete sich das System der europäischen Grossmächte letztlich auch in diejenigen zwei Lager auf, die sich am Ende im Ersten Weltkrieg gegenüberstanden.

 

Deutsche Postkarte

Abb. 13) Das Bild zeigt eine Postkarte, die 1914 zum Truppenmarsch des Freiburger Regiments herausgegeben wurde.

 

Die Kriegsgeschichte des 19. Jahrhundert liess in Deutschland die Überzeugung aufkommen, dass nicht die Politik, sondern nur das Militär und ein effektiver Einsatz sämtlicher Mittel die gewünschte Beachtung herstellen könne. Sie brachte den deutschen Militarismus hervor. Da der militärische Vorteil jedoch klar bei den Gegnern lag, waren die Heeresführer davon überzeugt, dass ein Präventivkrieg unumgänglich sei. Wenigsten den Überraschungseffekt wollte man auf seiner Seite haben. Doch jeder politische Schachzug verlangt nach einer Legitimation. Um seine politisch-militärischen Ambitionen und das Streben nach Weltmacht zu rechtfertigen, beriefen sich die deutschen – wie auch die anderen europäischen – Politiker, Militärs und Intellektuellen besonders gerne auf die Ideologie des Sozialdarwinismus‘, die den Krieg als notwendigen Bestandteil der menschlichen Existenz, als einen „Kampf ums Überleben“ einstuft.

Karikatur Deutschlands Verbuendete

Abb. 14) Amerikanische Karikatur (1915). Sie zeigt Wilhelm II. als starken und gesunden Imperator, an dessen Seite seine Verbündeten stehen. Österreich wird als schwer verwundeter Soldat im Rollstuhl dargestellt, die Türken wiederum als kleines, schwaches Männchen.

Die sozialdarwinistischen Prinzipien unterscheiden nicht zwischen „Angriff“ und „Verteidigung“. Dementsprechend stilisierte man auch den bevorstehenden „Weltbrand“ nicht nur zum Verteidigungskrieg hoch, sondern auch zum kulturellen Existenzkrieg schlechthin. Die Vertreter des deutschen Militarismus argumentierten stets mit der Anschauung, dass das deutsche Volk nur mit einem ausgeprägten Gruppenegoismus überleben könne und es möglichst viel Raum brauche, um sich zu entfalten. Eine aggressive, durch keinerlei moralische Grundsätze eingeschränkte Expansionspolitik sowie das Aufstellen eines jederzeit einsatzfähigen und kampfbereiten Bevölkerungsheers sollten die Mittel sein, um die eigene Vorrangstellung durchzusetzen.

Für die deutsche Bevölkerung stellte der Weltkrieg einen Verteidigungskrieg dar, der sich durch die geopolitische Lage Deutschlands ergab. Er sollte den bewusst durch die Grossmächte geschmiedeten Ring der Einkreisung durchbrechen. Die deutsche Führungselite wiederum war davon überzeugt, dass Frankreich, Russland und Grossbritannien schon in naher Zukunft über Deutschland herfallen würden. Dabei waren sie vor allem von der Angst vor den Russen getrieben, da sie glaubten, diese seien schon bald für einen Grosskrieg gerüstet und würden in absehbarer Zeit den Weltbrand auf deutschem Boden entfachen. Aufgrund dieser Überzeugung legten sie auch den Einmarsch in Belgien, der die Kriegshandlungen initiierte, schliesslich als „Notwehr“ aus.

Der ausgeklügelte Kriegsplan, der in der deutschen Schublade lag, war der sogenannte „Schlieffen-Plan“ (1905). Er ging von einem Zweifrontenkrieg aus und richtete sich zuerst gegen das im Westen liegende Frankreich. Nach seiner Unterwerfung sollte mit österreich-ungarischer Unterstützung im Osten gegen Russland marschiert werden. Und nachdem der Kriegszustand ausgerufen war, befolgte man exakt seinen Anweisungen. Doch aus dem Blitz- und Bewegungskrieg, aus dem die eigenen Soldaten bis Weihnachten zurückgekehrt seien, wurde ein vierjähriger Stellungskrieg, der Millionen von Menschen das Leben und Europa seine Weltstellung kosten sollte.

 

 

Sieg oder Selbstzerstörung

Die Angst macht keinen Unterschied zwischen einem biologischen und einem geistigen oder sozialen Tod. (Nicht umsonst spricht man von „Rufmord“ oder „Ehrverletzung“). Für sie stellen sie alle denselben Feind dar: die Inexistenz. Tatsächlich zeigt die Angst ihre böse Fratze und ihren Selbstzerstörungstrieb vor allem dann, wenn es um die geistige Angst geht. Sie bringt die sozial-kulturellen, die menschen-geschaffenen Ängste hervor, welche die individuellen und kollektiven Selbstbilder bestimmen. Werden die über sie transportierten Selbst-Vorstellungen angezweifelt, oder versucht ein anderer sie zu zerstören, kennt nicht nur die individuelle, sondern auch die kollektive Vernichtungswut der Angst kaum mehr Grenzen. Doch der Zerstörungswille einer Gemeinschaft ist bisweilen tatsächlich grenzenlos. Eine Gruppenidentität definiert, bestätigt und legitimiert schliesslich nicht nur die Existenz eines Einzelnen, sondern die von Vielen, womit sich auch das Aggressionspotenzial massiv erhöht.

 

Armeefuehrer und Gefallene

Abb. 15-16) Links: Das dreissigjährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. am 15. Juni 1918 im Grossen Hauptquartier, das man nach Spa (Belgien) verlegt hatte. Auf der rechten Seite italienische Infanteristen, die nur wenige Monate vor dem Zusammenkommen der deutschen Führungsschicht in einer der zwölf „Isonzoschlachten“ getötet wurden (1917).

 

Wie unglaublich gross die Zerstörungswut der Kollektivangst sein kann, die ihren Willen bis zur Selbstvernichtung auslebt, zeigte sich auch am Ersten Weltkrieg – und dies sowohl auf Seiten der Mittelmächte als auch der Entente. Besonders verheerend wirkte sich dabei jedoch vor allem das deutsche Zielmotiv aus. Schliesslich sollte der Präventivkrieg die anderen Grossmächte dazu zwingen, auf eine eigene Weltmachtpolitik zu verzichten und damit ihr eigenes Kollektivbild aufzugeben. Was einem Gruppenselbstmord gleichgekommen wäre, der vermieden werden sollte, endete letztlich aber doch in der Selbstvernichtung. Wie viele Menschen im Ersten Weltkrieg umkamen, weiss man nicht. Dank der immens gesteigerten Waffenkraft, blieben von vielen Soldaten nur Fleischfetzen übrig, die eine Identifikation verunmöglichten. Die Schätzungen der Historiker liegen ungefähr zwischen 6-20 Millionen.

Sämtliche europäischen Grossmächte hatten einen Kriegsplan in der Schublade liegen. Wie unverhofft der Erste Weltkrieg jedoch Wirklichkeit wurde, lässt sich an den offiziellen Kriegszielen aufzeigen. Denn keine der angegriffenen Grossmächte hatte zu Beginn des Krieges konkrete territoriale Annexionsziele vorzuweisen. Sie reagierten vielmehr auf das Geschehen und begannen erst dann über die Ziele zu diskutieren, als der Krieg bereits in vollem Gange war. Deutschland hingegen wusste sehr genau, was es wollte. Darunter die Annexionen weiter Landesteile in Ost und West, die Erzgebiets von Longwy-Briey und die Herrschaft über Belgien. Doch Deutschlands Ambitionen gingen noch sehr viel weiter. Im sogenannten „Septemberprogramm“ wurde sein ultimatives Kriegsziel schriftlich festgehalten. Der Historiker Gerhard Hirschfeld hat es zusammengefasst:

„Die Planungen der Reichsleitung bewegten sich auf der Linie einer „elastischen“ Strategie, welche die angestrebte Hegemonialstellung der Mittelmächte auf dem europäischen Kontinent … in erster Linie mit indirekten Methoden erreichen wollte. Dies sollte insbesondere mit der Gründung eines mitteleuropäischen Wirtschaftsverbandes unter deutscher Führung, dem gegebenenfalls alle kontinentaleuropäischen Mächte beitreten sollten, geschehen.“

 

Nachdem im Sommer 1914 die Würfel gefallen waren, war an eine Rückkehr zum Vorkriegszustand nicht mehr zu denken. Nach der Maxime „wer am Ende noch steht, wird der Gewinner sein“ wurde um die europäische Führungsposition gekämpft. Entscheidend waren nur noch die Antworten auf die Fragen: Wer würde länger durchhalten? Wer hatte genügend Menschen und Material zu opfern? Der Historiker Gerhard Henke-Bockschatz hat die Einstellung der Politiker und Militärs, die letztlich zur Vernichtung einer ganzen Generation führte, passend formuliert:

„Für den Sieg im Krieg waren sie selbstverständlich zum Einsatz beträchtlicher personeller und materieller Ressourcen bereit und konnten sich dabei auf die staatsbürgerliche Erziehung ihrer Untertanen im Sinne einer entsprechenden Opferbereitschaft für Nation und Vaterland verlassen. Intensität und Länge des Krieges trieben diesen Preis dann zwar steil nach oben, aber warum sollte das für Staaten ein Grund zum Aufgeben sein, solange noch Aussicht auf das Entscheidende bestand, nämlich auf einen Sieg und auf die damit verbundenen gröβeren weltpolitischen Freiheiten?“

 

Alle Menschen können zwar ihre unbewältigten Ängste und angestaute Angstenergie auf unzählige Ersatzopfer abwälzen. Doch vor allem für rechtlich geschützte Autoritäten, die das Gewaltmonopol innehaben und politische, militärische sowie wirtschaftliche Macht auf die Mehrheit ausüben können, ist die Auswahl an Ersatzopfern ausgesprochen gross. Kein Wunder, schädigen sie daher auch immer sehr viel mehr Menschen. Dies zeigte sich auch 1914, als nur eine kleine Gruppe von Männern den Weltkrieg initiierte. Vor allem den deutschen Militärs war von Beginn an klar, dass der Krieg eine gewaltige Katastrophe bedeuten würde. Nichtsdestotrotz forderten sie wiederholt den Präventivkrieg. Dass ihre Unterlegenheitsangst bereits von Anfang an im Modus „entweder Sieg oder Selbstzerstörung“ lief, lässt sich einer Mitteilung des Kriegsministers Erich von Falkenhayn entnehmen, der am 4. August 1914 dem Reichskanzler gegenüber fröhlich bemerkte: „(…) wenn wir auch darüber zugrunde gehen, schön war’s doch.“

Der „Grosse Krieg“ war zwar von allen europäischen Politikern und Militärs von vorneherein genauestens durchkalkuliert worden. Mit dem Argument, ihnen sei der Erste Weltkrieg von deutscher und österreichischer Seite aufgezwungen worden, legitimierten Entente und Alliierte jedoch am Ende ihre Schuldzuweisung – die Erste übrigens, die je in der Kriegsgeschichte in einem Friedensvertrag schriftlich fixiert worden ist! Die Frage, ob sie gerechtfertigt war, wird bis heute diskutiert. Vor allem von deutscher Seite wird immer wieder betont, dass sämtliche Grossmächte Europas nicht nur eine aggressive Expansionspolitik und Aufrüstung betrieben haben, sondern auch an einem Krieg interessiert gewesen seien und ihre Bevölkerung auf den Weltbrand“ eingestimmt hätten.

 

 

Innenpolitik: Befürworter und Gegner

Die biologische Angst reagiert auf natürliche Angstauslöser und somit auf unmittelbare, reale Gefahren wie den Hunger oder einen Menschen, der einen gerade zu erschiessen droht. Die Angstreaktionen auf sie sind angeboren und daher auch für spätere Generationen immer nachvollziehbar. Die geistige Angst hingegen kreiert soziale bzw. kulturelle Ängste, das heisst Angstvorstellungen, die innerhalb einer Gesellschaft für eine beschränkte Zeit oder über mehrere Generationen hinweg vorherrschen und sich aus verschiedenen Vorstellunginhalten zusammensetzen. Sie kann Feinde „erfinden“ oder den Heldentod als ein „Vorbild“ in den Köpfen der Menschen manifestieren. Ihre Angstauslöser und Angstvorstellungen verändern sich immer wieder im Verlaufe der Geschichte. Daher ist es für später Geborene oftmals nicht nachvollziehbar, warum ausgerechnet sie Angst bei den Menschen ausgelöst und ihre Botschaften als besonders überzeugend betrachtet haben.

Dass der Geängstigte sich immer zum Angstauslöser wandelt und umgekehrt, ist ein Naturgesetz der Angst. Die Grenzen zwischen „Täter“ und „Opfer“ sind daher stets fliessend, so auch im Fall der Kriegsbefürworter und Gegner. Aus innenpolitischer Perspektive war der Erste Weltkrieg ein Kampf um gesellschaftliches Ansehen und Status. Zu den Befürwortern des Krieges zählten grösstenteils die Adligen, Bürgerlichen und Jugendlichen. Kein Wunder, ging die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg schliesslich mit einer sozialen Umschichtung einher, die Spannungen erzeugte und das Energiepotenzial durch die Angstverinnerlichung in der Bevölkerung ansteigen liess. Das Konkurrenzverhalten verstärkte sich also nicht nur auf politischer, sondern auch sozialer Ebene. Und auch hier wurde der Ton untereinander zusehends rauer, wie sich nicht nur an der militärischen, sondern auch bürgerlichen Rhetorik aufzeigen lässt.

 

Deutsche Soldaten

Abb. 17) Das Bild zeigt junge, deutsche Infanteristen beim Ausmarsch 1914. Die preussische Pickelhaube, die sie tragen, war ein Symbol des Militarismus und sollte die alleinige Machtstellung Deutschlands versinnbildlichen.

 

Spätestens seit Ende des 19. Jahrhunderts befürchteten die Aristokraten in Deutschland, ihre althergebrachten Privilegien an das wirtschaftlich starke Bürgertum zu verlieren. Der Militarismus sollte dies verhindern. Schliesslich zeichneten sich die Adligen traditionell durch eine militärische Laufbahn aus, ohne die dazumal kaum ein gesellschaftlicher Aufstieg möglich war. Der „Bürger-Soldat“, wie ihn Frankreich zu Beginn des 20. Jahrhunderts hervorbrachte, war für sie keine Option. In Deutschland gaben sich die Aristokraten vielmehr der Illusion hin, der Weltkrieg könne ihr Image aufpolieren und den Siegeszug des Bürgertums aufhalten.

Doch auch die Bürgerlichen waren unter Druck geraten und verloren aufgrund der „Zweiten Industrialisierung“ immer mehr an Prestige und Vorrechten. Sie kämpften mit allen Mitteln gegen die Parteien und Gewerkschaften der Arbeiter, die sich immer stärker in ihre Mittelschicht-Stellung hineindrängten. Die bürgerlichen Akademiker, Intellektuellen und Künstler waren daher ebenfalls an einer innenpolitischen Veränderung interessiert. Entweder befürworteten sie eine Festigung des bestehenden Systems, mit dem sie sich verbunden fühlten, oder sie wollten seine Zerschlagung. Ein Brief des Schriftstellers Thomas Mann an seinen Bruder Heinrich fasst das wirtschaftliche Dilemma wie auch den Traum von einer politischen Reform zusammen:

„Ich werde, wenn der Krieg lange dauert, mit ziemlicher Bestimmtheit das sein, was man »ruiniert« nennt. In Gottes Namen! Was will das besagen gegen die Umwälzungen, namentlich die seelischen, die solche Ereignisse im Groβen zur Folge haben müssen! Muβ man nicht dankbar sein für das vollkommen Unerwartete, so groβe Dinge erleben zu dürfen? Mein Hauptgefühl ist eine ungeheuere Neugier – und, ich gestehe es, die tiefste Sympathie für dieses verhaβte, schicksals- und rätselvolle Deutschland, das, wenn es »Civilisation« bisher nicht unbedingt für das höchste Gut hielt, sich jedenfalls anschickt, den verworfenen Polizeistaat der Welt zu zerschlagen.“

 

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts fand die Auffassung, dass ein grosser europäischer Krieg zu vermeiden sei, wolle man nicht die Selbstzerstörung des Kontinents riskieren, immer mehr Anhänger. Zu ihnen zählten jedoch überwiegend die Proletarier sowie ihre sozialistischen Parteien und Gewerkschaften, deren politische Macht und Ansehen – schon alleine aufgrund der immer grösser werdenden Arbeitermassen – stetig anstieg. Sie waren letztlich die Kriegsgegner, die sich vergeblich den Führungseliten und Bürgerlichen entgegenstellten. Nachdem der Krieg jedoch ausgebrochen war, gaben auch die Arbeiter ihre grösstenteils pazifistische Einstellung auf und stellten sich auf die Seite ihrer innenpolitischen Gegner, um sich nach aussen als Deutsche Einheit präsentieren zu können.

 

Vertrag von Versaille

Abb. 18) Friedensvertrag von Versailles (1918): v.l. Georges Clemenceau (Frankreich), Woodrow Wilson (USA) und David Lloyd George (England) waren sich uneins, wie mit dem besiegten Deutschland umzugehen sei und die Neuordnung Europas auszusehen habe. Die unerbittlichen und besonders demütigenden Forderungen Clemenceaus führten nach dem Ersten Weltkrieg letztlich zu einer besonders starken Radikalisierung der deutschen Bevölkerung.

 

 

Kriegstreiber: Kinder ihrer Zeit

Betrachtet man die ausserpolitischen Zustände, so war der Erste Weltkrieg zwar ein Kampf gegen andere Nationen, doch mussten diese vielmehr als Sündenböcke, als Ersatzobjekte herhalten. Die deutsche Vereinigung und der darauffolgende Friedenszustand machten das Militär theoretisch überflüssig – und somit auch die Aristokraten. Doch der Imperialismus bot auch weiterhin die Chance auf „Glanz und Gloria“. Die Politiker und Militärs wälzten ihre Ängste zwar auf das Volk ab, boten jedoch gleichzeitig auch eine Möglichkeit der Angstbewältigung an. Die Feindesländer waren aber nicht ihre wahren Angstauslöser. Das Angstpotenzial, das die Deutschen aufgrund der innenpolitischen Probleme und gesellschaftlichen Zwänge angesammelt hatten, fand im Krieg einfach nur das so nötige Ventil. Der Weltkrieg war sodann auch ein Kampf gegen fiktive Feindesvorstellungen, die vage blieben. Wie die Auswertung tausender Feldpostbriefe belegt, zeigten trotz aller vaterländischen und nationalistischen Beeinflussung die meisten Soldaten nur selten offenen Hass gegenüber dem Gegner. Und wenn sie es taten, dann war ihre Abneigung nur gegen kaum definierte Feindesvorstellungen gerichtet (u.a. „Russenpack“, „Franzmann“) und nicht gegen reale Personen.

Die Angst ist ein persönliches Phänomen. Ideologien und kollektive Selbstbilder wiederum können nur auf individuellen Ängsten aufbauen, die durch persönliche Erfahrung erworben worden sind. Nur auf diesem Wege, das heisst, wenn auch andere dieselben Angstvorstellungen durch Selbsterfahrung verinnerlicht haben, können sie letztlich auch zu allgemein wirkenden Sozialängsten werden. Die Weigerung der grossen europäischen Mächte, die deutsche Grossmachtstellung anzuerkennen, diente letztlich als Plattform für jedermann. Schliesslich konnte jeder seine persönlichen Ängste auf die Feindesnationen projizieren. Wer jedoch nicht seine wahren Dämonen bekämpft, sondern seine Angst auf Ersatzopfer abzuwälzen versucht, der setzt immer eine Spirale der Angst und Gewalt in Gang. Solche Angstspiralen haben ihren Ursprung zwar immer in fehlgeleiteten Versuchen, individuelle Ängste zu bewältigen. Sie können aber nicht nur persönliche, sondern auch nationale oder sogar globale Krisen auslösen, wie sich auch am Beispiel der Urkatastrophe Europas aufzeigen lässt.

Die Politiker, Militärs und Bürgerlichen waren in besonderem Masse von ihren individuellen Ängsten getrieben. Ihnen verlangte es nach persönlicher Bestätigung, nach politischer Macht und sozialem Ansehen. Ein siegreicher Krieg sollten sie ihnen einbringen. Gemeinsam verband sie die Unterlegenheits- und Isolationsangst, die Deutschland in diesen Jahren im Griff hielt. Die gemeinsame Furcht vor einer internationalen Benachteiligung und Entwertung schmiedete sie zusammen. Darüber hinaus bot der Krieg aber auch den einfachen Soldaten die Möglichkeit, sich zu beweisen. Er konnte schliesslich nicht nur Schmerz, Verstümmelung und Tod bedeuten, sondern auch eine Chance auf Ansehen, Ehre und Glorifizierung über den Tod hinaus.

Das Verhalten der deutschen Führereliten war ohne Zweifel gewissen- und rücksichtslos. Ihre Vertreter waren aber auch alle die „Kinder ihrer Zeit“ und in eine Gemeinschaft hineingeboren worden, die erst unter kriegerischen Bedingungen zusammengefunden hatte. Ihre Väter und Grossväter hatten bereits in Kriegen gekämpft und dienten nicht nur ihnen, sondern einer ganzen Nation als Vorbilder. Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren „Heldenmut“, „Opferbereitschaft“ oder „Landestreue“ nicht nur irgendwelche Worte, sondern beschrieben das Lebenscredo eines „richtigen“ Mannes. Die eigene „Männlichkeit“ unter Beweis stellen konnte man der damaligen Vorstellung nach nur im Krieg. – Ohne Krieg also auch keine Bestätigung und Rechtfertigung für den Mann und sein Selbstbild.

Nebst den Adligen und Bürgerlichen war es besonders die Jugend, die den Krieg begrüsste. Es den Alten gleichzutun oder sie gar zu überflügeln, war nicht nur das Ziel der Kriegsführer gewesen, sondern auch der jüngeren Generation, die den Weltkrieg als Abenteuer und Chance sahen, um ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Ihre immense Angst, der Weltkrieg könne ein Ende nehmen, bevor sie die Möglichkeit hatten, sich in ihm zu behaupten, ist uns in zahllosen Briefen und Tagebüchern überliefert worden. Für ihr Streben nach Anerkennung, nach Bestätigung und Rechtfertigung ihrer Existenz, bezahlten sie jedoch am Ende den höchsten Preis. Über 70% der auf deutscher Seite getöteten Soldaten waren junge Männer zwischen 20 und 24 Jahren.

 

Hitler Augustereignis

Abb. 19) Das Bild zeigt den 25jährigen Adolf Hitler in einer jubelnden Menge auf dem Münchner Odeonsplatz (August 1914). Über die Verkündung des Kriegszustands sagte er später: „Ich schäme mich auch heute nicht, es zu sagen, daβ ich, überwältigt von stürmischer Begeisterung, in die Knie gesunken war und dem Himmel aus übervollem Herzen dankte, daβ er mir das Glück geschenkt, in dieser Zeit leben zu dürfen.“ Wenige Tage nach der Fotoaufnahme meldete er sich freiwillig zur bayerischen Armee.

 

Ein Angreifer will andere in Angst versetzen. Stösst er auf Abwehr oder Ignoranz, wird sein Aggressionspotenzial automatisch auf ihn zurückgeworfen und ein neues Angsterleben initiiert. Daher muss man stets mit einem noch sehr viel stärkeren Angriff rechnen – und aufgrund der geistigen Angst auch mit radikaleren Überzeugungen. Die Niederlage Deutschlands hatte ebenfalls einen Bumerang-Effekt. Denn die demütigende Verurteilung und Behandlung des Kriegsverlierers setzten weitere „geängstigte Kinder“ in die Welt. Bereits in den letzten Wochen des Krieges, als sich die Niederlage Deutschlands abzeichnete, setzen auf Seiten der Mittelmächte die Überlegungen ein, wie man das Kriegsergebnis wieder revidiert könne. Ihre Anstrengungen stellten letztlich die Weichen für den Zweiten Weltkrieg (1939-1945), der schliesslich ebenfalls durch Deutschland eingeleitet und als Verteidigungskrieg verkauft wurde – und dessen Opferzahlen und Zerstörungswut Ausmasse annahmen, die selbst nach dem Ersten Weltkrieg noch unvorstellbar gewesen waren.

Der Erste Weltkrieg war ein Angsterlebnis von grosser Tragweite. In der Beitragsreihe stehen die Ängste der kämpfenden Männer sowie der Zivilbevölkerung im Mittelpunkt: Die angebliche Angstlosigkeit, mit der sie den Krieg begrüsst haben (2. Teil „Kriegseuphorie und Freudenangst“), das von Misstrauen und Angst überschattete Verhältnis zwischen den Soldaten an der Front und ihren Familienangehörigen in der Heimat (3. Teil „Angst vor Spionen und Frauen“), der ungeheure Terror, der durch die neuen Massenvernichtungswaffen verbreitet wurde (4. Teil „Waffenschreck“) sowie die Angsterkrankungen und Verstümmelungen der Heimkehrer, die selbst wieder Angst bei ihren Mitmenschen auslösten (5. Teil „Angstneurosen und Invalidität“).

 

Zitate (Siehe vollständige Angaben Literaturliste): Förster, 2004; Henke-Bockschatz, 2014; Hirschfeld, 2003; Schulin, 1994; Wysling, 1995.

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Briefe aus dem Weltkrieg 1914-1918, Göttingern 2014; Fischer, Fritz: Griff nach der Weltmacht, Düsseldorf 1961; Ders.: Krieg der Illusionen, Düsseldorf 1969; Förter, Stig: Die Juli-Krise 1914, in: Damals (5/2004), S. 13-19; Geinitz, Christian: Kriegsfurcht und Kampfbereitschaft. Das Augusterlebnis in Freiburg. Eine Studie zum Kriegsbeginn 1914, in: Schriften der Bibliothek für Zeitgeschichte – Neue Folge, hg. v. Gerhard Hirschfeld, Bd. 7, Essen 1998; Hantsch, Hugo: Leopold Graf Berchtold. Grandseigneur und Staatsmann, Graz/Wien/Köln 1963; Henke-Bockschatz, Gerhard: Der Erste Weltkrieg. Eine kurze Geschichte, Stuttgart 2014; Hirschfeld, Gerhard (u.a. Hg.): Enzyklopädie Erster Weltkrieg, Paderborn 2003; Hobsbawm, Eric J.: Zeitalter der Extreme. Weltgeschichte des 20. Jahrhunderts, 10. Auflage, München 2010; Ders.: Das imperiale Zeitalter 1875-1914, Frankfurt a.M 2008; Janssen, Karl-Heinz: Der Kanzler und der General. 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Wirkung, Wahrnehmung, Analyse, hg. v. Michalka, Wolfgang, im Auftrag des Militärsgeschichtlichen Forschungsamtes, München/Zürich 1994, S. 622-648; Wysling, Hans (Hg.): Thomas Mann, Heinrich Mann. Briefwechsel 1900-1945, Frankfurt a.M. 1995.

Bildernachweis (Siehe vollständige Angaben Literaturliste): Titelbild, Abb. 7-8) Rebentisch, 2000; Abb. 1) Michalka, 1994; Abb. 2-3, 5-6, 10-12, 15-16, 18) Münkler, 2013; Abb. 4) Peters, 2003; Abb. 9) Ebert, 2014; Abb. 13) Geinitz, 1998;  Abb. 14) Douglas, 1995; Abb. 17) Hirschfeld, 2003; Abb. 19) Sheehan, 2008.

 

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